Babys 33. Woche: Zwischen Weisheit und Verblödung
Im Alltag mit Baby glaube ich manchmal, den Verstand zu verlieren. Nicht, weil mich das Kind wahnsinnig macht, sondern seine Spielzeuge. Oder wie oft kann man bitte Hoppe Hoppe Reiter in einem klebrigen Singsang hintereinander anhören, ohne den Verursacher der Höllenmelodei aus dem Fenster zu werfen?
Wir haben so einen hübschen Würfel aus Stoff. Je nach oben liegendem Motiv, spielt er eine andere Melodie oder es gibt einen Fingerreim. Johanna liebt das Teil. Sie kullert den Würfel durch die Gegend und krabbelt mit Begeisterung hinterher. Manchmal lässt sie ihn nicht direkt los, sondern schüttelt den Würfel. Das führt dazu, dass man 58 Mal die Anfangstakte von Häschen in der Grube zu hören bekommt. Das macht mir Sorgen, weil ich mich dabei ertappe, dass mir die Melodien auch durch den Kopf gehen, wenn wir gar nicht daheim sind. Zum Beispiel an einem wolkenverhangenem Tag beim Spaziergang. Ich blicke nach oben und denke mir: „Liebe Sonne komm heraus. Komm aus deinem Wolkenhaus…“ Oh bitte!
Mir fehlt manchmal der Austausch mit Nicht-Muttis. Der kommt nämlich ganz schön kurz im Alltag. Und wenn man sich ausschließlich über die Kinder unterhält, was ich wirklich auch gerne mache, bleibt etwas auf der Strecke. Erstens: Man selbst. Ich habe jetzt zum Beispiel angefangen, wieder joggen zu gehen. Jetzt. Nach über sieben Monaten Baby. Ich war beim Friseur (sieht leider Scheiße aus) und hab mir ein paar neue Klamotten zugelegt. Nicht-Schwangerschaftshosen und schicke Schuhe zum Beispiel. Denn so langsam erwache ich aus meinem Babykoma. Dafür sorgt auch mein Baby. Denn das ist auf dem besten Weg zum Kleinkind. Als Johanna gestern die Treppen nach oben hochgekrabbelt ist, dachte ich, ich sehe nicht richtig. Mann, geht das schnell!
Aber abgesehen vom Kuckuck-Spielen und der damit einhergehenden Verblödung (ich liebe mein Baby, aber unser intellektueller Austausch lässt zu wünschen übrig) habe ich durch Johanna auch viele gute Eigenschaften gewonnen.
- Ich rege mich nicht mehr so schnell auf, wie früher. Diese Gelassenheit tut gut.
- Ich kann zu jeder Tages- und Nachtzeit schlafen. Das ging vor Johanna nie.
- Geduld ist mein zweiter Vorname. Es dauert eine Stunde um ein halbes Gläschen Brei zu essen. So what!
Und es gibt noch mehr Beispiele. Zum Beispiel habe ich auch das Gefühl, eine bestimmte Milde, eine Art Nachsichtigkeit bekommen zu haben. Zu anderen aber auch zu mir selbst. Meine Prioritäten liegen einfach anders und das ist viel besser, als ich dachte. Weil es mich zu einem entspannteren Menschen macht. Danke Kind! Das hast du mit mir gemacht. Und das ist doch mehr wert als bei „Wer wird Millionär?“ zu glänzen, oder? Denn auf ernsthafte Fragen kann ich zur Zeit manchmal leider nur mit „Hoppe Hoppe Reiter“ antworten…
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