Von Zähnen und ProblÄHmen
Während sich unsere Vorschulkind-Johanna wie Sau auf den Tag freut, an dem sie ENDLICH ihre Wackelzähne verliert, zittere ich vor meinem nächsten Zahnarzttermin. Da kommt nämlich keine Zahnfee. Sondern die Krankenkasse, die die Narkose-Kosten nicht übernehmen will.
Johanna wird im August 6 & Jahre alt. Einen Monat später startet für sie die Schule. Und ein richtiges Schulkind, das hat auf keinen Fall noch alle Milchzähne! Denkt Johanna jedenfalls. Und die Kindergarten-Statistik gibt ihr recht. Da haben ganz viele Mit-Vorschulkinder schon die ersten Milchzähne gegen Kleider, Juwelen und Diademe eingetauscht. Sagt sie. Ich hab mal bei ihren Freundinnen nachgefragt. Ganz so krass ist es nicht. Aber dass die alten Zähne unters Kopfkissen kommen und am nächsten Morgen etwas Schönes darunter zu finden ist, das MUSS sein. Huiuiui… Echt jetzt?
Als ich in dem Alter war, dass mir die Zähne ausfielen, gab es keine Zahnfee. Oder meine Eltern haben sie mir bewusst verheimlicht. Glaube ich aber nicht. Die gute Frau würde ich vom Gefühl her mal in einen Topf zusammen mit Halloween und dem Valentinstag werfen. Nette Gelegenheiten, um den Konsum zu fördern! Aber die Idee ist auch irgendwie ganz süß. Nach Absprache mit Simon haben wir uns auf folgende Variante geeinigt: Die Zahnfee kommt beim ERSTEN ausgefallenen Milchzahn. Nicht bei jedem. Sie kommt dieses eine Mal und danach leider nicht mehr. Ist eh schwer genug, alle Kinder zu besuchen und die ganzen Zähne da einzusammeln. Was macht die eigentlich damit? In meinem Kopf entstehen beim Nachgrübeln darüber nur makabere Bilder, mit denen ich euch lieber verschone. Aber wurscht. Inzwischen sind die unteren beiden Schneidezähne so wackelig, dass sie quasi nix mehr essen mag. Außer Kartoffelbrei, Milchreis oder Grießbrei. Da fehlt auch wirklich nicht mehr viel. So dass ich das super Zahnfee-Geschenk schon vorsorglich hier rum liegen habe.
Interessant finde ich auch, dass man von der Wackelzahnpubertät spricht. Wackeln die Zähne, wackelt die Seele und so. Glaube ich. Das ist auch einfach eine irrsinnig spannende Zeit jetzt. Von meinem Kleinkind ist fast nichts mehr übrig. Johannas Beine sind über Nacht gefühlt drei Meter gewachsen. Ihre Proportionen haben sich verändert. In ihrem Kopf geht gerade die Post ab! Eigentlich ist es gerade super lustig mit ihr. Wir diskutieren viel, lesen lange Kinderbuchklassiker und motorisch geht auch so viel! Da verschmerzen wir die Teeny-Allüren noch. „Boah Mama, du weißt gar nichts über mich!“ Jahaaa, sowas wird mir hier an den Kopf geknallt. Kann ich grad gar nicht gebrauchen. Weil mein Kopf eh grad so voll ist.
Zum Beispiel mit den Sorgen über MEINE Zähne. Weil ich seit meiner Kindheit extrem stark knirsche und lange Zeit nicht wirklich etwas dagegen unternommen wurde, habe ich keinen Zahnschmelz mehr. Zahnschmelz ist die härteste Substanz im Körper. Aber nicht so hart wie mein Geist. Meine Psyche hat dafür gesorgt, dass der Schmelz weg ist. Da fehlen jetzt einfach mal 1,5, Zentimeter Zahn. Klingt nicht viel. Anderthalb Zentimeter. Drauf gepfiffen. Aber wenn es um die Bisshöhe geht, ist das eben doch ne Menge. Und abgesehen von den frei liegenden Nerven verschiebt sich durch den Scheiß der ganze Kiefer. Und an dem hängt der Kopf, Hals, Rücken… Ich will hier nicht rum jammern. Aber ich habe seit Jahren brutal Probleme mit meinen Zähnen und ihren Folgen (zum Beispiel die Bandscheibenvorfälle), dass ich mir dieses Jahr endlich ein Herz gefasst habe. Jetzt will ich es angehen. Mein Gebiss wieder auf Vordermann bringen! Also war ich beim Zahnarzt (oft). Hab viele Kostenvoranschläge an meine Krankenkasse geschickt. Ein psychiatrisches Gutachten eingeholt und die Termine ausgemacht. Alles könnte so wunderbar laufen. Wenn da nicht rund 3000 Euro für eine Narkose wären, die die Krankenkasse nicht übernimmt. Weil: sich alle Zähne komplett runter schleifen lassen, kann man auch bei vollem Bewusstsein. Kann sein, dass es Leute gibt, die das können aber ich gehöre definitiv nicht dazu. Tja. Und jetzt frage ich mich, ob ich das ganze Projekt nicht doch wieder abblase.
Ich wünschte, ich wäre auch nochmal 5. Und könnte mich einfach auf die Zahnfee freuen, die mir einen Wunsch erfüllt.
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