Am Arsch ist die Work-Life-Balance
Wie ein Oktopus fühle ich mich. Ständig sind so viele Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten, dass wir ganz schwindelig wird. Und arbeiten mit Kleinkindern im Homeoffice ist auch eine – äh – ganz besondere Herausforderung.
„Danke liebe Oma Petra, dass du uns diese tollen Monster geschenkt hast!“ Meine Kids haben in einer der Umzugskisten ihre miesen Monster wieder entdeckt. Dabei hatte ich die Kiste extra ganz weit hinten im Trempel versteckt. Denn sie beinhaltete all die nervigen Spielsachen, die von mir aus gern in Vergessenheit hätten geraten können. Diese Monster jedenfalls pupsen, rülpsen, brüllen und haben eine Aufnahmefunktion. Tolle Sache. Nicht. Während eines geschäftlichen Telefonates von furzenden Monstern und hysterischem Gackern begleitet zu werden, lässt einen besonders kompetent erscheinen. Und das lässt sich gerade nicht vermeiden. Wenn die Kurzen aus der Kita-Eingewöhnung kommen, sind sie aufgedreht wie wilde Ponys. Kichern, jagen und schlagen sich, vertragen sich wieder, skandieren „HUNGER!!“ und klettern auf meinem Schoß herum. Das führt dazu, dass ich quasi rund um die Uhr arbeite. Ich nutze jeden kinderfreien Moment, um mich hinter den Computer zu klemmen.
Work, Work, Work - bis in die Nacht
Wenn Alex sich dazu herablässt, doch mal Mittagsschlaf zu machen, arbeite ich. Die Mädels machen derweil Hausaufgaben oder hören ein Hörspiel. WENN das klappt, ist es super und ich werde bis zum frühen Nachmittag fertig. Aber dieser Idealfall tritt nur selten ein. Alexander findet Mittagsschlaf nämlich doof neuerdings. Oder er pennt auf dem zehn Minuten langen Weg vom Kindergarten nach Hause im Auto ein. Beim Versuch, ihn umzubetten, wird er wach und hat Kack-Laune des Todes. Schwierig. Wenn das passiert ist, nutze ich jeden Slot, in dem die Kids mal friedlich spielen. Im Worst Case setze ich mich eben abends nochmal hin und schreibe bis 22 Uhr. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Wenn die Eingewöhnung mal abgeschlossen ist und die Kinder bis 12.30 Uhr in der Kita bleiben, können wir in einem Rutsch auch Johanna von der Schule abholen und ich hätte zumindest die Zeit am Vormittag, schonmal fünf, sechs Stunden runter zu rocken. Überhaupt wird einiges einfacher, wenn wir endlich ins Haus können!
Im Haus geben sich die Handwerker die Klinke in die Hand
Nächste Woche kommt der Heizungsbauer. Dann soll es losgehen. Es ist ausgeräumt, vorbereitet für die Handwerker und jetzt muss Gas gegeben werden. Tiefbauunternehmen, Wasseranschluss, Gasanschluss, Trockenbauer, Elektriker, Fliesenleger. Keine Ahnung, mit wievielen Gewerken wir gerade in irgendwelchen Planungen stehen. Wenn alles gut geht, ziehen wir in acht Wochen in das provisorisch hergerichtete Obergeschoss. Das wäre viel wert. Dann hätten wir viel kürzere Wege um die Kinder zu bringen und abzuholen. Wir könnten abends noch im Haus werkeln, wenn die Kinder schlafen. Babyphone an und dann wird Tapete abgepult, Fliesen raus geklopft und Parkett verlegt. Dann geht das Ganze auch zügiger vorwärts. Aktuell schafft Simon alleine nach Feierabend auf der Baustelle, während ich die Kinder hüte. Die haben auf der aktuellen Baustelle nix mehr verloren weil gefährlich. Offene Böden, offene Leitungen, jede Menge Werkzeug, dass vor allem der Kurze zwar hochspannend findet aber bitte nicht anfassen sollte… Joar.
Baurecht und Grundstücksgrenzen: Probleme bei der Altbausanierung
Natürlich läuft nicht alles glatt. Wir brauchen zum Beispiel einen Kamin an unserer Giebelseite. Aber diese Seite grenzt an das Nachbargrundstück und eben jener Nachbar will keinen Kamin auf seinem Grundstück. Da können wir nix machen. Also muss eine neue und leider viel teurere Lösung her. So geht das die ganze Zeit. Man macht irgendwas auf und entdeckt die nächste Baustelle hinter der alten. Ich hab das alles gewusst und oft genug in Dokus gesehen und Erzählungen gehört. Aber wenn man selbst mittendrin steckt und die ganze Zeit flexibler als Kaugummi sein muss, ständig umplant, verwirft, neu plant, entmutigt wird, wieder aufsteht… Boah. Das alles ist einfach anstrengend.
Mädels, ihr fehlt mir fürchterlich
Dazu kommt bei mir das große Vermissen. Mir fehlen meine Freunde gerade unglaublich. Vor allem die, zu denen ich immer viel Kontakt hatte und die ich mehrmals die Woche gesehen habe. Mona, Karo, Ana, Claudi – euch meine ich. All die anderen Mädels fehlen mir auch. Regina bräuchte ich dringend, um mir in den Hintern zu treten zwecks Laufengehen. Nur mal zum Beispiel. Hach… Ich kenne hier einfach niemanden.
Johanna knüpft Kontakte
Im Gegensatz zu unserer Großen. Die scheint in der Schule so richtig gut anzukommen. Am Montag hatte sie die erste Spieleverabredung, am Freitag ist sie auf einen Kindergeburtstag eines Klassenkameraden eingeladen, gestern kam sie mit Freundebuch eines anderen zurück und in dem hab ich durch ein bisschen Blättern erfahren, dass einer ihrer Klassenkameraden direkt gegenüber unseres Hauses wohnt. Also das, in das wir hoffentlich bald ziehen können. Bis dahin heißt es wohl Warten. In dieser Zeit arbeite ich noch ein bisschen an dem Ding mit der Work-Life-Balance. Zuerst balanciere ich mal die nervigen Monster zurück in ihre Kiste und schiebe sie noch ein Stück tiefer in den Trempel.
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