Babys 40. Woche: Vielen Dank für Ihre Scheiß-Meinung!

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Kaum zurück in München und kaum dass man wieder eine Sprache spricht (jedenfalls so grob), erteilen mir völlig Fremde ungefragt Ratschläge in Sachen Kindererziehung. Und ich ärgere mich. Weil mich Leute, die ich gar nicht kenne, so verunsichern können. Dabei muss jede Mama Kritik einstecken. Nur umgehen muss man damit können.

Noch ein Urlaubsbild - Am Strand wurde ich von Urlaubern in verschiedenen Sprachen gefragt, warum ich mein Kind denn noch immer stille. Tja. Soviel zum Thema.

Hurra! Wir sind wieder daheim. Und ich betrachte es als erstes Anzeichen von beginnendem Spießertum dass ich mich darüber total freue. Hier ist es aber auch schön! Ich habe alles da, was ich brauche, für Johanna und mich. Mein Liebster hat jetzt bis Anfang Juli auch Elternzeit und damit habe ich plötzlich alles, was ich mir wünsche: Freizeit, Freiheit, Liebe und Familie. Herz, was willst du mehr?

Ich starte gleich mit meinem geliebtem Beachvolleyball. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch gelandet, Mittwoch früh um zehn stehe ich auf dem Court und bin bereit, mich völlig zu verausgaben. Es macht irre viel Spaß. Aber kaum ist der letzte Ball gespielt, fliege ich unter der Dusche und rase so schnell zurück nach Hause – zu meinem Baby – dass ich direkt wieder duschen könnte, weil ich schon wieder durchgeschwitzt bin. Dabei muss ich kein schlechtes Gewissen haben.

Alle Mütter, die ich kenne, tun hin und wieder etwas für sich. Brunchen mit Freundinnen, ein Wellnesswochenende, Kino mit dem Liebsten oder ein dreitägiger Partymarathon. Hab ich alles im Bekanntenkreis. Und finde ich alles okay. Jede Mutter muss zusehen, dass es IHR SELBST auch gut geht. Denn eine ausgeglichene Mama, ist eine gute Mama. Das sehen aber nicht alle so.

Ich wurde schon oft kritisiert, eben weil ich nicht oft etwas für mich mache. Ich hocke auf meinem Kind. Ich hab Probleme mit dem Loslassen und so. Ja klar hab ich die. Johanna ist neun Monate alt. Seit einem drei viertel Jahr gehe ich praktisch keinen Schritt ohne sie. Daran gewöhnt man sich. Das erste Mal ohne meine Tochter unterwegs gewesen zu sein (ein Zahnarzttermin), hat sich angefühlt, als hätte man mir einen Arm amputiert. Andere Mütter sind da anders. Sie können eine kleine Familienauszeit genießen. Ich halt (noch) nicht aber mich nervt, wenn ich das ständig zu hören bekomme. Da wir nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind und meine Tochter ausgesprochen freundlich zu absolut jedem ist (das perfekte Entführungsopfer zur Zeit, voll gruselig aber auch süß), komme ich vor allem in Bus und Bahn zu einem Strauß toller Ratschläge und guter Meinungen. Erst gestern wollte eine ältere Lady wissen, ob es nicht schwer ist, das Kind im Tragetuch herum zu schleppen. Sie wollte wissen, warum ich keinen Kinderwagen benutze. Als ich erklärte, dass Johanna den Kinderwagen verabscheut und brüllt wenn sie drin hockt, runzelte sie die Stirn und meinte dass sie sowas ja noch nie gehört hätte und dass ich es nur oft genug probieren müsse. Auf meine Erklärung, dass ich es durchaus immer wieder versuchen würde, bügelte sie mich ab. Ich sei nicht vehement genug. Ähm ja… Das ging noch eine ganze Weile so weiter und ich wurde zunehmend genervt. Vor allem weil ich mir selbst die Frage stellte: „Stimmt das? Hat die Frau vielleicht Recht?“ Vielleicht hat sie das. Vielleicht aber auch nicht. Ich kenne mein Kind doch am besten. Oder etwa nicht?

Und so geht das mit allen Themen. Ernährung: „Du gibst deinem Kind echt Zucker?“ Ja! Sie bekommt am Wochenende eine Eiswaffel wenn wir Eis essen gehen weil ich es assi finde, dem Kind was vor zu futtern. Schlafen: „Ab dem sechsten Lebensmonat schlafen Kinder durch, da brauchen sie nachts keine Mahlzeit mehr!“ Hahahahahaha. Alles klar. Wer erklärt meinem Kind diesen wissenschaftlichen Ansatz?? Erziehung: „Du musst sie weinen lassen und darfst nicht jedes Mal sofort aufspringen. Sonst kontrolliert sie dich!“ Kontrolle? Sie weiß nicht mal wo ihre eigene Nase ist!

Diese Liste lässt sich unendlich weiter führen. Kennt das noch jemand? Bin ich der einzige Depp, der sich über sowas ärgert? Will ich nämlich eigentlich gar nicht. Weil ich tief drin in mir glaube, dass ich ein ganz gutes Gefühl für meine Tochter habe. Natürlich mache ich nicht alles richtig, aber das Meiste schon. Hoffe ich!

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