Bella Mama oder gestresste Alte? - Familienurlaub in Italien
Nach ewigem Überlegen sind wir einfach los gefahren. Jetzt hocken wir im schönen Italien und ich versuche, endlich loszulassen und unseren lang ersehnten Urlaub zu genießen. Wieso geht das nicht einfach?
Vielleicht liegt es an der Anreise. Die war nämlich echt anstrengend. Die Kinder mussten wir kurz vor sechs Uhr morgens wecken. Fanden die nur so semi gut. Vor allem unsere Pauline ist ein usgesprochenes Murmeltier und reagiert… nun ja… sagen wir IRRITIERT aufs Wecken. Egal wann sie geweckt wird. Aber je früher, desto schlimmer. Das hat se von ihrem Vater. Half aber alles nix. Uns so brüllte und geiferte sie auf dem Weg von unserer Wohnung zum Bahnhof, als hätten wir ihr Schlimmes angetan. Da die Nerven zu behalten ist schon eine Kunst. Die ich manchmal perfekt beherrsche. Und manchmal eben so gar nicht. Samstag wars eher so gar nicht.
Dann hatte der Zug Verspätung. Und die sechs einhalb Stunden zogen sich eh wie Kaugummi, weil die Kinder original nix spielen wollten. Dabei war ich perfekt vobereitet. Rätselhefte, Stickeralben, Malbuch, magnetisches Reise-Bingo, Snacks bis zum Abwinken. Aber die Kinder wollten nix von alldem wissen und haben lieber den Zug auseinander genommen. Weil so ein Typ den Fahrradplatz reserviert hatte, mussten wir unsere Zwillingskarre zusammenfalten und in der Gepäckablage verstauen. Alexanders Schlafplatz für das ersehnte Mittagsschläfchen musste deshalb improvisiert werden. Ich habe den Sitz vom Kinderwagen dann einfach zwischen zwei Zugsitze geschoben. Ihr wisst schon. Die Sitze berühren sich Lehne an Lehne und bilden damit ein Dreieck. In den entstandenen Raum unten drunter kann man seinen Koffer schieben. Oder ein schlafendes Kleinkind. Immerhin HAT Alexander anderthalb Stunden geschlafen. Das war ein Segen, weil Simon und ich in dieser Zeit die Girls mal bändigen konnten. Eins zu eins Betreuung ist schon viel Wert auf Reisen. Aber mit drei Kindern und zwei Erwachsenen eben nur kurz zu bewerkstelligen.
In Venedig angekommen, ging es per Bus weiter. Pauline schlief im Stehen beim Warten auf den Bus ein. Die war so richtig erledigt, nachmittags um drei. Johanna folgte wenig später im Bus und auch Alexander entschied sich Gott sei Dank noch einmal für ein Schläfchen. Nach ordentlich Gezeter vorher aber immerhin. Das war auch gut so. Denn die einstündige Busfahrt dauerte mehr als doppelt so lange. Stau. Doch der Knaller kommt erst noch.
Im Ferienort angekommen, hätte es nur noch eine weitere Busfahrt von circa 30 Minuten gebraucht. Easy. Das Ziel war greifbar nah. Leider fuhr aber weder Bus noch Auto an dem Tag, weil die Stadt wegen eines Marathons gesperrt war. Juhuu. Sechs Kilometer Fußmarsch bei 32 Grad und Sonnenschein. Was kann da noch passieren, außer super übermüdeten Kindern (und Eltern) und sauschlechter Laune? Genau. Die Rollen vom super schweren Koffer könnten abbrechen, so dass man das Riesending richtig schleppen muss. Was hatten wir Spaß. Nicht.
Kurz vor der Scheidung schleppten wir uns also mit letzter Kraft auf den Campingplatz. Mobile Home. 24 Quadratmeter für uns fünf. War sehr günstig und wurde uns wärmstens von Freunden empfohlen. Es ist klein aber macht nix. Wir sind eh nur zum Schlafen drin und wenn wir wieder nach Hause kommen, wissen wir unsere 2,5 Zimmer Wohnung wieder so richtig zu schätzen.
Aber bei aller Motzerei: Das Meer ist ein Träumchen. Wir suchen mit Johanna Muscheln und bauen mit Pauline Sandschlösser. Alexander wird jetzt offiziell “Der Bade-Bär” genannt, weil er am Stand abgeht wie ein Zäpfchen. Machen alle drei Kinder übrigens. Abgehen. Bis abends um elf. Kinderdisco sei Dank. Mittagsschlaf machen sie nicht. Heute ist Urlaubstag 2 und ich bin echt gespannt, wie lange sie das durchhalten. Volle Power von morgens um sechs bis abends um elf. Simon und ich haben uns die Abende anders vorgestellt. Und so langsam stelle ich mir die Frage: Wann genau haben Eltern größerer Kinder eigentlich Sex? Wenn Mittagsschlaf flach fällt, kann man das ja ganz gut über den längeren Abend kompensieren aber wenn die Kinder abends auch nicht mer schlafen wollen, was macht man denn dann? Wir werden es heraus finden.
Bis dahin mach ich mir Sorgen um meine anstehende Zahn-OP nächsten Montag. Die fällt nämlich möglicherweise ins Wasser, weil der Heil- und Kostenplan der Krankenkasse nicht mehr gültig ist und neu bewilligt werden muss. Das versuche ich von hier aus zu klären. Außerdem muss ich für meine Zwischenprüfung lernen, Bewerbungen schreiben und Sport wollt ich auch noch machen.
Letzteres kann ich irgendwie verkraften, wenn ich dafür eben grad keinen Nerv habe, weil Urlaub und so. Aber die anderen Sachen müssen trotzdem rledigt werden. Und ratet mal, wie ich hier gerade Blog schreibe? Mit Laptop auf den Knin neben der ohrenbetäubend lautstarken Minidisco. Wuhuu.
Damit ich mir jetzt aber nicht länger selbst im Weg stehe, und endlich mal so richtig in Urlaubsstimmung komme, packe besagten Laptop jetzt zur Seite und schwinge die Hüften mit meinen Mädels. Wop wop wop wop wop, wopam Muddi-Style.
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