Nach dem Umzug: Überleben statt Einleben
Nach einer guten Woche in der neuen Heimat wollen Freunde vermehrt von mir wissen, ob wir uns schon eingelebt hätten. Diese Frage kann ich mit einem klaren JEIN beantworten.
Na, habt ihr euch schon eingegrooved? Ich weiß gar nicht, wie oft ich das letzte Woche gehört habe. Und ich denke mir jedes Mal: „Äh nein.“ Wie denn? Die Kleinen haben am Montag mit der Eingewöhnung angefangen, ich arbeite seit Montag im neuen Job, wir haben noch kein Auto und leben zu fünft in der Ein-Zimmer-Dachgeschoss-Wohnung meiner Schwiegermutter. Also nein. Wir packen immer noch Kisten aus, suchen Sachen, stellen drei Mal am Tag die Möbel in der Bude um und hangeln uns von Tag zu durch Fragen wie: „Wer holt Johanna heute von der Schule ab? Haben wir ein Auto zur Verfügung? Und wie kollidiert das mit unseren Terminen?
Termine, Termine, Termine: Viel zu Organisieren
Nach einem Wohnortwechsel hat man nämlich eine Menge Papierkram. Johanna ist in einer neuen Schule. Da läuft einiges anders als in unserer alten Riesen-Grundschule. Wir haben uns kurz gefreut, dass Johanna freitags erst zur zweiten Stunde kurz vor 9 Uhr kommen muss. Prima, können wir ausschlafen. Haben wir gedacht. Können wir nicht. Es gibt nämlich einen Grund, warum die Schule am Freitag so spät beginnt. In der ansässigen Dorfkirche findet nämlich freitags um 8 Uhr der Schülergottesdienst statt. Und da will Johanna hin. Also Pustekuchen mit Ausschlafen. Aber war auch nur so eine Idee.
Ohne Kalender-Eintrag gehen die Kinder ohne Schuhe aus dem Haus
Die Anmeldungen sind über die Bühne, die Eingewöhnung scheint zügig und gut über die Bühne zu gehen. Dazu kommen Notartermine, Mahnungen von der Bibliothek in München (Ups!), jede Menge Schreiberei über Ebay Kleinanzeigen weil wir das ganze Interieur aus dem Haus verscherbeln, Handwerkertermine und Termine-Termine. Mein Hirn platzt gerade einfach. Ich schreibe alles in meinen Kalender. Auch so Firlefanz wie „Hausschuhe für die Kita mitgeben“. Und das muss ich auch. Sonst rutscht mir was durch. Dazu kommt, dass ich gerade flexibel wie Kaugummi sein muss. Der Handwerker hat schon früher Zeit. Du musst die Kinder heute eingewöhnen! Äh, aber ich muss doch arbeiten! Und am Ende des Tages mach ich meinen Job auch noch um 20 Uhr abends, wasche Wäsche, halte die Kinder bei Laune, sorge gefühlt ununterbrochen für Nahrungszufuhr und versuche, nicht abzusaufen.
Alte Zöpfe abschneiden – Wohnungsübergabe und Abschiede
Am Samstag waren wir in München. Paulines beste Freundin feierte ihren fünften Geburtstag und es war schon vor dem Umzug ein großes Drama bei den Mädels, dass Pauline vielleicht nicht kommen könnte. Wir haben von Anfang an klar gemacht, dass wir ihr das natürlich ermöglichen. Fahrerei kurz nach dem Umzug hin oder her. Außerdem haben wir das gleich mit der Endreinigung unserer Wohnung verbunden. Die müssen wir nämlich übergeben, als hätte die letzten sieben Jahre dort keiner drin gewohnt, scheint mir. Besenrein reicht nicht. Frisch gemalert, Fenster geputzt, Backofen gewienert, Kühlschrank sieht wieder so aus wie frisch aus der Küchenausstellung und die Böden sind auf Hochglanz poliert. Soweit möglich. Ohne Freunde hätten wir es nicht geschafft. Meine Nachbarin hat wieder die Kinder gehütet. Jedenfalls den Teil, der nicht auf dem Geburtstag war. Sie hat meinem Kleinen sogar einen Kindergeburtstag beschert. Er hat nicht nur von uns eine Baustellentorte bekommen, sondern am Samstag direkt noch eine von ihr. Wie süß ist das bitte? Am Abend haben wir Essen bestellt, nett zusammen gesessen und uns tränenreich verabschiedet. Die Kinder in Schlafanzügen ins Auto gepackt und zurück zur Schwiegermutter gefahren. Dass wir allein mit der Putzerei fertig geworden sind und uns so einen schönen Abend machen konnten, haben wir auch wieder einer Freundin zu verdanken, die spontan mit Dampfdruckreiniger, Motivation und Geschenken für die Kinder vor der Tür stand. Sie hat übrigens heute Geburtstag und ich muss sie dringend anrufen. Steht in meinem Kalender!
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