Geduld nicht sein meine Stärke - Warten aufs Haus
Das Jahr ist fast rum. Im Januar ziehen wir um, obwohl wir immer noch nicht wissen, ob wir das Haus jetzt sicher kaufen können oder nicht. Ich hasse Unwägbarkeiten. Und Warten.
Ende August hieß es, dass wir den Schlüssel bestimmt im September hätten. Im September wurden wir auf den Oktober vertröstet, danach war lange keiner mehr erreichbar. Jetzt macht man uns wieder Mut. Anfang Dezember sollte die Sache durch sein. Dann aber wirklich! Eine super nette Mitarbeiterin beim Betreuungsgericht hatte Mitleid mit uns. Vor allem mit Johanna. Denn ich habe ihr am Telefon ungefragt geschildert, wie es unserer Tochter mit der schwebenden Umzugssituation geht. Beschissen geht’s ihr nämlich.
Meine 6-jährige ist sehr verunsichert. Sie klammert gerade extrem an mir. Und neuerdings auch an Simon. Der ist diese Woche auf Geschäftsreise und Johanna bricht alle paar Stunden in Tränen aus, weil sie ihren Papa so arg vermisst. Hatten wir noch nie. Zumindest nie in dieser Heftigkeit. Gestern Abend hat sie sich in den Schlaf geweint wegen Weltschmerz. Weil sie in Aussicht auf die Schule am Montag traurig war, den Papa vermisst hat du endlich in unser Haus ziehen will. Und wenn letzteres nicht geht, dann eben zur Oma. Im Gegensatz zu mir hat sie nämlich so gar keine Bedenken, vorübergehend bei der Oma einzuziehen.
Leider bleibt uns nichts anderes übrig. Bedenken hin oder her. Die Elektrik muss neu gemacht, Wasserrohre ausgetauscht und die ganze Bude natürlich erstmal leer gemacht werden. Also entrümpeln müssen wir auch noch. Und weil wir unsere Kohle zusammenhalten müssen, haben wir jetzt auch entschieden, den Umzug mit Freunden zu wuppen. Schade eigentlich. Ich habe von einer Spedition geträumt, die sich um alles kümmert. Inklusive einpacken und Möbel aufbauen. Das wollte ich schon immer mal ausprobieren. Meine bisherigen Umzüge (inklusive der meiner Eltern) belaufen sich auf 17. Ich hab also echte Umzugserfahrung und weiß in etwa, was da auf uns zukommt. Im Gegensatz zu Simon. Der glaubte bis gestern, dass wir mit einer Sprinter-Ladung fertig sind. Nachdem mein hysterischer Lachanfall irgendwann ausgestanden war, habe ich ihm mal vorgerechnet, was ICH an Ladungen einplane. Sprinter mal vier. Mindestens.
Denn obwohl wir auf nur 2,5 Zimmern leben und darauf achten, die Wohnung nicht bis unters Dach voll zu stopfen, häufen Menschen eben Dinge an. Und wir sind fünf Menschen unter diesem Dach. Mal gucken, ob die veranschlagten 70 Umzugskartons ausreichen. Der Termin jedenfalls steht jetzt fest. Am 6. Januar werden wir umziehen. Ab dem 10.ten geht’s dann los mit Kita und Schule. Ab dem 17.ten bin ich im Büro. Wenn es die Corona-Auflagen zulassen. Sonst halt im Homeoffice. Ich bin echt gespannt, wie das alles funktioniert. Ob die Kinder sich schnell einleben. Ob wir alle glücklich werden können in der neuen Heimat.
Dass wir Mitten im Winter umziehen ist vermutlich gar nicht so schlecht. Ohne Blätter an den Bäumen, bei Nieselregen, Frost und eingeschränkten Freizeitmöglichkeiten (wegen Wetter oder Corona – egal) fallen die Vorzüge der Großstadt eh weg. Aber mich beschleichen trotzdem immer wieder Zweifel. Machen wir das Richtige? Finde ich im Ländle solch tolle Herzensmenschen wie in München? Wie wird unsere Ehe eine Altbausanierung überstehen? Wie wird die Beziehung zu meiner Schwiegermutter ein Zusammenleben auf engstem Raum beeinflussen? Und wie ist die neue Schule? Soll ich schon den ganzen Kram hier kündigen? Bahn-Ticket, Kindergarten und Co? Und habe ich an alles gedacht? Und während ich versuche, alles auf dem Schirm zu behalten, bleibt mir doch nix als Warten. Dabei ist Warten echt nicht meine Stärke.
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