Teilzeit, Vollzeit, keine Zeit: Wieviel kann und soll eine Mutter arbeiten?
In den letzten Wochen komme ich ordentlich ins Schwimmen in meinem Teilzeit-Job. Weil ich viel mehr arbeite als Stunden in meinem Vertrag stehen. Das kennen irgendwie alle Mütter. Die Frage ist nur: Wie kommt man da raus? Und will man das auch?
Meinen Job mach ich richtig gern. Meine Kinder habe ich noch lieber. Je nachdem, wie sie drauf sind, würde ich aber tatsächlich manchmal auch lieber ins Büro fahren, statt mich weiter anpampen zu lassen. Den Kids gegenüber fühl ich mich nämlich oft wie eine Angestellte. Eine, mit so richtig beschissenen Arbeitsbedingungen. Wie die manchmal mit mir reden! „Du sollst! Sofort! Falsches Essen! Nie kochst du, was ich mag!“ Und sie verfolgen mich auf Schritt und Tritt. In unserer derzeitigen Bleibe gibt’s es nicht einmal eine fucking Tür! Außer zum Bad. Doch das kann man nicht abschließen. Und meine Privatsphäre ist hier nicht nur allen egal, ich habe einfach gar keine. Wenn ich auf die Baustelle fahren kann, das ist das für mich die totale Entspannung. Zwei Stunden lang in Ruhe Tapeten abkratzen und sich einen Podcast reinziehen – das ist Entspannung. Auch wenn es kacke anstrengend ist, zwei Stunden lang die Arme hoch zu halten, weil man über Kopf arbeiten muss um die doofe Tapete von der Decke zu friemeln.
Lieber mal flüchten als immer nur Homeoffice
So eng, wie wir gerade alle aufeinander hocken, so wenig Nerven bleiben über. Eigentlich fand ich Home Office immer praktisch aber wenn ab dem Mittag die Kids daheim sind, flüchte ich mit meinem Laptop von einem Raum in den nächsten, um in Ruhe meine Artikel weiterschreiben zu können, E-Mails adäquat zu beantworten oder Telefonate zu führen, ohne dass jemand im Hintergrund kräht, dass der Popo bitte dringend gereinigt werden müsse. Boah ey… Wenn es nur nach Arbeitszeit gehen würde, könnte ich 12.30 Uhr den Laptop zu klappen. Theoretisch. Mach ich nie. Oder ich stell ihn um die Uhrzeit tatsächlich zur Seite und hole ihn wieder her, wenn Alex pennt. Der macht noch ziemlich lange Mittagsschlaf. Schön! Muss ich abends nicht so viel nacharbeiten.
Arbeiten während der Spieleverabredung
Gestern waren wir halb drei verabredet. Unglücklicherweise hat sich da aber noch der ein und der andere Artikel ergeben, die keinen Aufschub geduldet haben. Also war meine erste Frage bei der Freundin meiner Tochter, ob die Familie WLAN hat und ich bitte das Passwort haben könnte. Das hat mich wahrscheinlich zum schlimmsten Besuch aller Zeiten gemacht. Die Mama der Freundin hat dann mit Alex und Pauline gespielt, während ich auf die Tastatur eingehackt und telefoniert habe. Als ich fertig war, mussten wir auch schon wieder gehen. Das war mir wirklich unangenehm. So wird das nie was mit Freunde finden hier!
Nachmittagsbetreuung in Anspruch nehmen oder mehr Familienzeit?
Seit dem Vorfall gestern denke ich ernsthaft darüber nach, meine Stunden aufzustocken. Weil ich ja eh viel mehr arbeite, könnte ich mich auch entsprechend bezahlen lassen. Aber ist das wirklich eine gute Idee? Wir haben ja auch mit der Baustelle noch einen Arsch voll Arbeit. Deshalb überlegen wir jetzt, die Kleinen dreimal die Woche in die Nachmittagsbetreuung zu geben, statt nur mittwochs. Die geht von 14 bis 16 Uhr. Zwei Stunden sind nicht viel. Und doch bedeuten sie für mich die ganz große Freiheit. Wenn da nur nicht mein schlechtes Gewissen wäre. Die Kinder abschieben, um mehr zu arbeiten? Ach, die zwei Stunden! Sie gehen doch gerne in ihren Kindergarten. Und haben sie nicht mehr von zwei Stunden zusammen im Garten spielen mit Gleichaltrigen als um eine genervte Mutter herum zu hüpfen, die ihnen nicht die Aufmerksamkeit gibt, die sie brauchen? Andererseits: Für wen mache ich das denn alles?! Boah! Ich weiß noch nicht, wie ich mich entscheide. Fakt ist aber, dass sehr bald eine Lösung hermuss. Denn so, wie es jetzt ist, bin ich an allen Ecken und Enden zu wenig. Und das packe ich auf Dauer nicht.
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