Tage mit Potenzial für ein Magengeschwür
Heute ist wieder so einer. Wir haben nicht viele davon aber es gibt sie. In jeder Familie mit Kleinkind. Jede Wette. Doch da Kinder anschreien gar nicht geht, muss Mama sich ein Ventil suchen. Nur welches?
Meine Große ist jetzt ziemlich genau zwei einhalb und ich finde das Alter einerseits ganz entzückend. Andererseits treibt sie mich aber auch in den Wahnsinn. Scheiß egal ob man es Trotzphase oder Autonomiephase nennt. Sie probiert sich aus. Sie ist gerade dabei herauszufinden, wo ihre und meine Grenzen sind. Und ich lerne das direkt gleich mit. Leider!
Tatsächlich frage ich mich oft, wie ich es schaffe, so gelassen zu bleiben. Ich erkläre, versuche zu verstehen, erkläre nochmal und schweige wenn ich eigentlich schon sehr hässliche Sachen auf der Zunge habe. Das tut mir in der Sekunde leid, wenn ich schon denke: „Jetzt halt endlich die Klappe, verdammt nochmal!!“ Ja, das ist nicht nett. Was mir sonst noch so durch den Kopf schwirrt, wollt ihr gar nicht wissen. Aber es ist manchmal einfach so verdammt anstrengend. Sie ist so unverschämt und ungerecht und egomanisch, dass man sich fragt, wie aus diesem kleinen Monster jemals ein soziales Wesen werden kann. Wird sie natürlich. Sie ist auch hilfsbereit und teilt gern und ist aufmerksam und fragt nach und all das. Aber heute war davon nix zu sehen. Heute war sie nur scheiße drauf. Und gestern auch. Und den Tag davor. Und deshalb werde ich langsam mürbe. Ich schildere einfach mal unseren Ablauf.
Ich habe dicke Blasen an den Fersen weil meine Winterstiefel reiben wie Sau. Weil ich nett bin, habe ich mich heute bereit erklärt, Johanna in die Krippe zu bringen. Damit mein Mann gemütlich Bus fahren kann und nach der Arbeit keinen Fahrradanhänger abholen muss. Also zwei einhalb Kilometer mit Baby in der Trage und Kleinkind im Wagen zur Krippe gestapft. Unterwegs hat sie schon ständig nach absurden Dingen gefragt. Ob ich einen Apfel dabei hätte wollte sie wissen. Da ich mein Kind kenne und vorbereitet bin, hatte ich den. Wollte sie aber nicht. Wollte ohne Schale. Was macht die gute Mama also? Nagt einmal rundum die Schale ab. Lecker! Aber was tut man nicht alles?! Kind greift erfreut zum Apfel, beißt rein, verzieht das Gesicht und plärrt los: „Zu kaaaaaahaaalt!“ Was soll ich bitte dagegen unternehmen? Kurz unter der Achsel wärmen? Alles gute Zureden nutzte nix. Gemecker in einer Tour. Allein der Gedanke an die Tonlage beschert mir Gänsehaut! Na Wurscht jedenfalls. Zeterndes Kind abgeliefert und den Vormittag mit dem kleinen Klotz verbracht.
Kind Nummer zwei klebt immer noch jede Sekunde an mir und findet Schlafen neuerdings überflüssig. Also Nonstop Kinderprogramm. Der Mann kommt nach der Arbeit heute nicht heim, sondern startet direkt in sein Männerwochenende. Das nur am Rande. Jedenfalls freu ich mich auf die große Maus. Tasche gepackt mit allem was wichtig für sie ist und ein Nachmittagsprogramm überlegt, dass ihr auch gefallen sollte. In der Krippe angekommen, folgt das gleiche Schauspiel wie jeden Tag derzeit: Erster Akt – Das Kind rennt kichernd durch die Gegend und ignoriert Aufforderungen, sich anzuziehen. Zweiter Akt: Bei der Androhung, dass Mama sie jetzt in ihre Klamotten befördern würde, haltloses Plärren (das Heulen ohne Tränen aber mit viel Dampf aus den Ohren) und auf den Boden werfen. Dritter Akt: Mama klemmt sich das zeternde Kind unter den Arm und startet in den Nachmittag. Wir fahren zum Sport. Das hat sie immer geliebt. Heute nicht. Heute möchte sie Peppa Wutz gucken. Gibts natürlich nicht. Dafür dann wieder viel Drama. So viel, dass das Baby auch anfängt zu weinen. Yeah!
Kommentare zum anschließenden Einkauf („Will den Osterhasen essen, Mama!“) erspare ich mir. Nachdem sie auf eigenen Wunsch eine dreiviertel Stunde daheim auf dem Klo hockte, nur um anschließend doch ins Badewasser (jawoll, mit mir darin) zu strullern, versteht sich heute. Eine weitere Stunde „Mag nicht“ und „will nicht“ habe ich beide Kinder in die Betten verfrachtet. Das schlaflose Baby hat schnell aufgegeben. Irgendwann muss auch sie einfach pennen. Die Große war nach fünf Büchern so weit, mich in den Feierabend zu entlassen und ich sehne mich immer öfter nach einem schönen großen Haufen Feuerholz. Das würde ich sehr gerne herstellen. Hat hier jemand einen Kamin oder Ofen? Ich will dringend Holz hacken. Als therapeutische Maßnahme quasi. Sonst krieg ich wirklich noch ein Magengeschwür. Anderswo und früher wurden die Kinder anders gemaßregelt. Ich will das nicht. Aber irgendwann explodiere ich. Also nochmal: Jemand Holz für mich? Viel Holz?
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