Von der Stadt aufs Land oder: Unsere erste Altbausanierung
Und hoffentlich auch die Letzte! Denn das mit dem Altbau ist ein Fass ohne Boden. Und unseren ambitionierten (oder wie die Handwerker sagen: Hahahahaha) Zeitplan können wir jetzt schon nicht halten. Was haben wir da nur getan?
Wir waren dieses Wochenende wieder am Haus im Ländle. Ich bin Freitag früh um 6 Uhr mit dem Zug vorausgefahren, weil ich in der neuen Heimat ein Bewerbungsgespräch hatte. Simon und die Kids sind am Nachmittag hinterher mit dem Auto hinterhergekommen. Ging nicht anders, weil wir ja nun ein schulpflichtiges Kind haben. Dieser Umstand erweist sich jetzt schon als extrem unpraktisch. Wir müssen unsere neue Riesen-Bude ja auch noch entrümpeln. Das klingt easy aber wir haben ein komplett vollgestelltes, möbliertes, verstaubtes Haus, das KOMPLETT ausgeräumt werden muss. Das braucht Zeit. Wir haben die Herbstferien dafür angesetzt. Sonst kann nur einer von uns ins 200 Kilometer entfernte Örtchen und muss das Projekt alleine rocken. Weil: Irgendwer muss ja bei Johanna bleiben. Schule halt. Und die anderen beiden haben auch nicht den Riesen-Spaß auf der Baustelle. Wobei ich sagen muss, dass sich die Kinder schon richtig gut eingegrooved haben, in unsere Wochenend-Hausbesuche. Am Anfang wollten sie nach zehn Minuten wieder heim. Jetzt – drei Monate später – spielen sie stundenlang mit den alten Hüten und Handtaschen. Im Garten „kochen“ sie Köstliches aus abgelaufenen Gewürzen und den verwilderten Kräutern aus dem Hochbeet. Bewaffnet mit Heckenschneideschere und kleinen Knipsern haben sie sogar einen Weg in den Garten geschnippelt, so dass man jetzt erahnen kann, wie groß der eigentlich ist. ABER: Das wird nicht so bleiben. Denn es ist arschkalt im Haus.
So richtig kalt. Wir sind da mit dicken Jacken und Pullis rumgelaufen und haben irgendwann trotzdem schlimm gefroren. Die Eidechsen-Taktik, sich immer mal wieder auf ein sonniges Fleckchen zu stellen, um den Wärme-Akku wieder aufzuladen, hat leider nicht so richtig gefunzt. Wir sind halt keine Eidechsen. Schade. Denn das Problem mit der fehlenden Heizung wird sich nicht so schnell beheben lassen. Dazu hat mir der Elektriker gerade eröffnet, dass er doch keine Zeit hat. Aber vielleicht ein Kollege von ihm. Wir telefonieren später, um das genauer zu besprechen. Wenn wir Zeit ohne Ende hätten, würde mich das alles nicht so stressen. Aber wir haben keine Zeit. Die Kinder sind ab Januar in der Kita angemeldet. Ich würde spätestens Mitte Januar mit dem neuen Job starten. Das ginge remote zwar auch, aber natürlich ist es besser vor Ort zu sein. Haaaach… Hat mir mal einer einen fähigen Elektriker, der im November und Dezember Zeit hat? Gern auch einen Heizungsbauer und jemanden, der Sanitär macht. Gibt’s in der Kombi ja oft als eine Person. Ich möchte wirklich nicht provisorisch in die Ein-Zimmer-Einliegerwohnung meiner Schwiegermutter ziehen. Zu fünft. Ich habe Angst, dass wir da dann auf unbestimmte Zeit festhängen. Wobei wir uns wirklich glücklich schätzen können, dass wir auf so eine Notlösung zurückgreifen können. Aber kommen wir zu noch dringenderen Baustellen.
Unser Schulkind schafft es seit einer Woche tapfer ohne mich auf den Schulhof und ins Klassenzimmer. Okay. Dorthin begleitet wird sie an der Hand des Hausmeisters aber sie schafft es ohne Tränen. Sie schluckt sie runter. Das sehe ich genau. Dass sie montags nicht mehr in den Hort geht, hilft enorm. Sie wollte gestern Abend schon wieder völlig ausrasten, bei der Aussicht auf Montag und Schule. Als ich sie daran erinnert habe, dass ich sie direkt nach dem Unterricht abhole, erhellte sich ihre Miene sofort. Und dann geht’s für meine Kids ab sofort jeden Montag ins Kinderturnen. Johanna ist meine Co-Trainerin. Sie hat den Auftrag, ihren kleinen Bruder davon abzuhalten, sich kopfüber von der Sprossenwand zu stürzen. Und ansonsten darf sie natürlich mit turnen. Pauline ist auch im siebten Himmel. ENDLICH Kinderturnen. Das hat sie sich so lange gewünscht. Aber erst bekamen wir keinen Platz, dann kam Corona und seitdem auch wieder nur Warteliste. Aber jetzt, jetzt kann sie endlich auch. Und sie ist so stolz, dass mir das Herz überläuft, wenn ich sie da so rotbackig durch die Turnhalle flitzen sehe.
Das wird dann auch das Mittel meiner Wahl, um die Kinder im kalten Haus warm zu behalten. Ich bau da einfach einen fancy Parcour aus Möbeln auf. Hinterher gibt’s nen heißen Tee obendrauf und dann brauchen wir die Heizung gar nicht mehr. Oder wie der Handwerker zu dieser Idee sagen würde: Hahahahahaha.
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