39. Woche: Nestbautrieb und Henkersmahlzeiten
Die Anzeichen dafür, dass mein Baby bald auf die Welt will, häufen sich. Für mich kein Grund zur Panik. Oder irgendwie doch. Warum sonst versuche ich gerade alles auf einmal zu schaffen? Brunch, Kino, Konzerte und letzte Vorbereitungen…
Ich bin in der 39. Woche. In weniger als einer Woche ist der errechnete Geburtstermin. Ein Zeitpunkt, an dem manche meiner Mitstreiterinnen das Haus nicht mehr verlassen und ihren Männern jegliche Unternehmungen untersagen, die dazu führen könnten, dass sie die Geburt verpassen. Klingt das komisch?
Ich war gestern mit ein paar Mädels aus dem Geburtsvorbereitungskurs bei einer weiteren Schwangeren eingeladen. Auf Brownies und alkoholfreie Cocktails. Das war meine erste Runde dieser Art. Und ich glaube, dass es auch meine letzte gewesen sein könnte. Zumindest ohne Kind. Denn der nächste Kaffeeklatsch ist in anderthalb Wochen anberaumt. Aber schauen wir einfach mal, wann sich die Kleine auf den Weg macht. Jedenfalls ging es bei unseren Gesprächen vor allem auch darum, was man wann wie lange noch machen kann, sollte oder darf. Ich bin diejenige mit dem nächstgelegenen Geburtstermin. Die anderen erwarten ihren Nachwuchs erst Ende August bis Mitte September. Deshalb staunte ich nicht schlecht, als reihum erzählt wurde, dass die Männer der Ladys allesamt schon Wochen vor den Geburtsterminen Urlaub haben. Sicherheitshalber. Um den großen Moment nicht zu verpassen. Und Unternehmungen werden auch nur noch in einem kleineren Radius rund um die auserwählten Kliniken geplant…
Öhm… Ja. Ich höre mir das an und bin baff. Bisher hab ich keine Sekunde dran gedacht, dass mein Schatz jetzt lieber nicht mehr arbeiten gehen sollte. Oder dass er nicht mehr die Wochenenden auf dem Beachplatz verbringen darf. Ich finde, dass er machen soll, was er will. Wir leben in einem modernen Zeitalter. Ein Anruf genügt und er steht daheim auf der Matte. Und wenn man bedenkt, dass so eine Geburt im Schnitt 13 Stunden dauert… Das kriegen wir hin! Dazu muss man sagen, dass wir aber auch gute Bedingungen haben. Mein Liebster ist zur Zeit nicht beruflich im Ausland (in diesem Fall würde ich jetzt auch durchdrehen), gut erreichbar und schnell daheim, wenn es wirklich losgehen sollte. Außerdem soll er jetzt gefälligst seinen Hobbys nachgehen. Wenn unsere Kleine erstmal auf der Welt ist, wird das einige Wochen lang nicht möglich sein, wenn er mich nach Kräften unterstützen will.
Ich mache übrigens das Gleiche. Ich gehe drei Mal die Woche je eine Stunde lang schwimmen, treffe mich mit meinen Mädels und plane auch in die nächste Woche noch Verabredungen. Mein Freund und ich gehen jetzt gern ins Kino (auch wenn ich kaum noch durch die Sitzreihen passe, wenn ich zwischendrin mal aufs Klo muss - alle hassen mich dann) und in Restaurants. Ein bisschen leben wir gerade als würden wir alles zum letzten Mal machen. Und irgendwie ist es ja auch so. Wann wir das nächste Mal zu zweit essen gehen (wollen), steht in den Sternen. Und das ist völlig in Ordnung so.
Wenn ich mal nicht unterwegs bin (das geht nämlich auch nur ein paar Stunden, danach brauch ich ein Päuschen weil mir der Rücken weh tut / ich müde bin / Wehen habe), packt mich der Nestbautrieb. Küchenschränke werden wiederholt ausgewischt, hinter Regalen geschrubbt und Wäscheberge ertrage ich auch nicht. Seit einigen Tagen habe ich fiese Schmerzen im Unterleib, ähnlich wie vor Beginn der Periode. Meine Frauenärztin meinte, dass das Senkwehen sind. Das Kind begibt sich also in Startposition. Und das Gleiche mache ich auch. Gestern früh bin ich zum Beispiel aufgewacht und habe mit Schrecken festgestellt, dass das Babybett gedreht werden muss. Sonst sehe ich im Liegen in dem Bett mein Kind nicht!!! Interessant dass mir solche Gedanken jetzt so plötzlich ins Hirn schießen. Aber das gehört wohl dazu. So langsam ist dann aber auch wirklich alles fertig. Der Countdown läuft!
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