30. Woche: Arbeitsbeschwerden
Noch vier Wochen arbeiten. Und ich habe jetzt schon sowas von keine Lust mehr! Ich hätte nicht gedacht, dass ich so schnell den Mutterschutz herbeisehne. Mittlerweile schiebe ich all meine Vorhaben in diese Zeit. Mal nachlesen, wie das war mit dem Elterngeld? Mache ich im Mutterschutz! Die Besteckschublade sieht aus wie Sau? Darum kümmere ich mich, wenn ich nur erst im Mutterschutz bin!
Still-BHs kaufen? Na dreimal dürfen Sie raten, wann das auf meiner Agenda steht. Dabei habe ich die letzten Monate Stein und Bein geschworen, dass ich diese Schonzeit vor der Geburt nicht brauche. Ich habe wirklich geglaubt, dass ich mich zu Tode langweilen werde. Aber bei meiner To-Do-Liste, die jeden Tag größere Ausmaße annimmt, werde ich mich garantiert nicht langweilen. Außerdem wird das Arbeitsleben jetzt zunehmend anstrengend. Nicht der Job an sich, aber die Begleiterscheinungen der Schwangerschaft. Spätestens nach der Kantine schreit jede Faser meines Körpers nach einem Schläfchen. Geht aber natürlich nicht. Und das ist nur ein Beispiel.
Allein das Fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist so anstrengend, dass ich jeden Tag kurz davor bin Amok zu laufen! Ich hatte immer geglaubt, dass Schwangere sitzen dürfen. Also dass sie direkt einen Sitzplatz angeboten bekommen. Aber Pustekuchen! Eine ganze Stunde bin ich unterwegs in die Arbeit. Und wieder eine Stunde dauert auch der Rückweg. Das sind also zwei Stunden wertvolle Lebenszeit täglich, die ich in der Rushhour - an fremde Achseln geschmiegt (igitt) - IM STEHEN verbringen muss. Ehrlich. Das ist Mist! Mittlerweile bin ich im achten Monat und weiß auch, warum man Schwangeren einen Sitzplatz anbieten sollte. Es ist nämlich mega anstrengend zu stehen! Mein Balance-Gefühl ist nicht mehr zu 100 Prozent vorhanden. Mir wird dann schlecht, meine Beine tun weh, der Rücken auch und ich bekomme kaum Luft in diesen stickigen U-Bahn-Abteilen. Hin und wieder schaut mal jemand verstohlen vom Smartphone auf und in meine Richtung. Ich sehe genau, dass die ein schlechtes Gewissen haben, aber aufstehen? Nö. Fragen will ich nicht. Ich bin zu stolz dafür. Also selber schuld, gelle? Das weiß ich auch, aber ich verfluche lieber meine Mitmenschen in Gedanken als den Mund aufzumachen. Und tue mir selbst leid. Erschwerend hinzu kommt, dass die Leute schubsen und drängeln als gäbe es kein morgen mehr. Ich hatte jetzt schon ein paar Mal einen Ellenbogen im Bauch und war dabei jedes Mal kurz vor einem Heulkrampf. Mein armes Baby! Spinnen die denn alle?? Mittlerweile bilde ich automatisch ein Schutzschild aus beiden Armen vor meinem Bauch, wenn ich mich durch große Menschenmengen bewege. Und das kommt leider oft vor.
Eine Alternative ist das Fahrrad. Ich radle gern in die Arbeit. Der Weg führt mich zu einem Drittel durch die Stadt, aber dann kann ich an der Isar entlang fahren. Eine Strecke hat 16 Kilometer. Hin und zurück sind es also 32 und ich brauche für eine einfache Fahrt eine drei viertel Stunde. Allerdings ist das auch sehr anstrengend. Es ist leicht hügelig und ich fahre ziemlich schnell. Dagegen komme ich nicht an. Ich habe schon oft versucht, langsamer zu machen, aber ich ertrage es nicht, jemanden vor mir zu haben, der auch nur ein Quäntchen weniger Tempo hat als ich. Also muss ich den überholen. Und damit es nicht peinlich wird und die Person mich bei nächster Gelegenheit auch wieder überholt, muss ich das verhindern, indem ich richtig Gas gebe. Wir haben eine Dusche in der Arbeit, die auch dringend nötig ist, wenn ich ankomme. Aber jeden Tag dieses Pensum? Das schaffe ich nicht mehr. Keine Ahnung, wie lange ich überhaupt noch radeln kann. Mein Bauch ist nämlich immer mehr im Weg. Wenn er noch ein bisschen weiter wächst, haue ich bei jedem Tritt in die Pedale meine Knie in den Babybauch. Und das geht ja auch nicht. Außerdem fahre ich nur noch, wenn das Wetter schön ist. Heute war so ein Tag. Sonnig, mild, mein Radl und ich. Könnte toll sein, aber die Fahrt hat mich so geschafft, dass ich mich kaum angekommen am liebsten gleich wieder aufs Ohr gehauen hätte. Ich bin quengelig. Meine Ausdauer geht flöten und meine Geduld auch. Noch vier lange Wochen irgendwie überstehen. Aber die bekomme ich auch noch irgendwie rum. Drücken Sie mir nur die Daumen, dass ich keine Schlägerei in der U-Bahn anfange, weil mich jemand aus Versehen angerempelt hat. Falls das doch passiert, gibt es immerhin einen interessanten Beitrag hier. Nicht nur dieses elende Gejammer. Aber mir tut auch WIRKLICH alles weh. Und müde bin ich auch. Und…
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