28. Woche: Papa möchte teilhaben - nur wie?
“Du hast einfach keine Geduld!” So beschwere ich mich bei meinem Freund, wenn er wieder einmal bemängelt, dass er die Tritte unseres Babys nicht sehen kann. Also von außen. Das kann man nämlich seit einer Weile und es sieht total unheimlich aus.
Man kann sogar erahnen, was Hand, Ellenbogen oder Hintern ist, wenn die Kleine so rumrumpelt. Es ist spannend! Wenn ich abends auf der Couch liege oder mittags in einer Konferenz hocke, sind die Bewegungen am heftigsten. Manchmal tut es sogar richtig weh! Wenn mein Baby den Bereich vor den Rippen tritt zum Beispiel. Ich bin trotzdem jedes Mal begeistert und möchte meinen Freund gern teilhaben lassen. Das Problem an der Sache ist nur, dass das Timing von Papa und Tochter nicht stimmt. Immer wenn ich ihn darauf hinweise, dass es jetzt was zu sehen gibt, weil die Kleine vor einer Sekunde noch tierisch aktiv war, kommt: … NICHTS! Und mein Freund schafft es auch einfach nicht, seinen Blick fünf Minuten auf dem Bauch zu lassen. Verstehe ich auch ein bisschen. Ist ja langweilig. Nur gucken und nichts passiert. Aber in der einen Sekunde, in der er kurz blinzelt, tut sie es wieder. Frustrierend! Aber wie muss das für ihn erst sein?
Ich glaube, dass meine Schwangerschaft für meinen Freund nicht richtig real ist. Ist sie ja für mich selbst manchmal nicht. Wenn ich zum Beispiel durch die Stadt laufe und mein Spiegelbild in einem Schaufenster sehe, bekomme ich auch jedes Mal einen Schreck. Bin ICH das? Wow, ist das ein Bauch! Daheim haben wir keinen Ganzkörperspiegel. Daher ist der Überraschungseffekt in solchen Situationen entsprechend groß. Ich kann auch meine Füße seit geraumer Zeit nicht mehr sehen. Und mache mir Sorgen, dass ich für meinen Freund nicht mehr attraktiv bin. Er hat sich aber noch mit keiner Silbe beschwert. Allerdings sagt er überhaupt wenig über die Schwangerschaft. Was auch? Ist das für einen Mann nicht total blöd? Wenn ich glücklich lächelnd meinen Bauch tätschle und ihm berichte, wann die Kleine wach ist, Schluckauf hat oder was auch immer tut. Das muss für ihn doch ziemlich doof sein. Denn er fühlt nichts davon. Er sieht nur, dass ich runder werde. Damit er möglichst viel mitbekommt, erzähle ich ihm jede Woche welche Entwicklungsschritte unsere Tochter in diesen Tagen macht. Er kommt mit zu den Kontrollterminen beim Frauenarzt und ich lasse immer einen Ultraschall machen, damit er auch was zu sehen bekommt. Trotzdem: Ich wette, das reißt ihn alles nicht so richtig mit. Und dagegen kann man auch gar nichts machen.
Ich bin gespannt auf die Partnerabende beim Geburtsvorbereitungskurs. Angeblich werden da manchmal auch Geburtsvideos gezeigt, in denen man voll frontal sieht, was da so passiert. Damit der Mann auch gut vorbereitet ist. Wir haben uns extra für einen Kurs entschieden in dem der Partner nicht jedes Mal dabei ist. Es gibt zwei Partnerabende, in denen Männer ihre Fragen loswerden können. Meiner hat vermutlich keine, weil ich ihn vorsorglich mit richtig ekligen Infos versorge. Angefangen beim Dammschnitt über literweise Blut, ausgeleierten Geschlechtsteilen und Schwabbelbäuchen bis Jahre nach der Geburt. Aber immer mit dem Zusatz, dass uns das hoffentlich nicht passiert. Er guckt dann immer so gequält… Der arme Kerl. Dabei gibt er sich wirklich Mühe. Er massiert mir die Füße, kauft mir kühlende Beincremes, bringt mir sausüße Babysachen von der Geschäftsreise mit und versucht überhaupt engagiert zu sein. Trotzdem bin ich manchmal sauer auf ihn. Wenn er Sachen unternehmen will, obwohl ich (schwangerschaftsbedingt) todmüde bin zum Beispiel. Aber daran bin ich selbst schuld. Ich tue immer so, als wäre alles wie immer. Ich koche, schleppe Einkäufe heim, radle kilometerlange Strecken und versuche abends lange wach zu bleiben. Letzteres funktioniert nicht. Und wenn er nicht auch um zehn ins Bett will, bin ich traurig. Voll blöd von mir, gelle? Zumal sich dieses Problem in knapp elf Wochen eh erledigt haben wird. Wenn die Kleine erstmal da ist, werden wir sicher beide froh um jede Minute Schlaf sein, die wir bekommen können. Und bis dahin? Sollten wir unsere Zweisamkeit genießen. Und damit fange ich gleich jetzt an!
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