Ende 10. Woche: Sieht das jemand?

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​Ach, es ist wunderbar. Zurzeit bin ich richtig glücklich. Ich bekomme ein Baby. Mein Wunschkind. Mein Zauber… Okay, das reicht. Und paradox: Ich will nämlich nicht, dass es irgendjemand erfährt. Es ist mir zu früh. Gleichzeitig platze ich fast vor Mitteilungsdrang.

Aber mittlerweile habe ich so viel zu Statistiken zu Fehlgeburten und Abbruchraten gelesen, dass ich total Schiss habe, das Kind wieder zu verlieren. Ich fiebere auf die Vollendung der 12. Schwangerschaftswoche hin. Diese Zeit ist für Schwangere der vorläufig sichere Hafen. Wenn man über die ersten 12 Wochen gekommen ist, gilt es als sehr wahrscheinlich, dass man das Baby auch zur Welt bringt.

Vorher traue ich mich nicht, es irgendjemanden zu erzählen. Was wäre, wenn es nicht klappt? Und dann träfe ich eine Freundin wieder, der ich freudestrahlend berichtet habe, dass ich schwanger bin. Sie würde fragen, wie es „uns“ geht und ich müsste sagen, dass es dieses „uns“ nicht mehr gibt…? Ein absoluter Horror! So sehr ich mich freue, so sehr zittere ich auch, um das neue Leben in meinem Körper. Noch knapp zwei Wochen. Dann haben wir das rettende Ufer “dritter Monat” erreicht. Und bis dahin versuche ich keinen Verdacht zu erregen. Was ziemlich schwierig ist.

Man glaubt gar nicht wie gesellschaftsunfähig man plötzlich ist, nur weil man keinen Alkohol trinkt. Da werde ich grad öfter schief angeguckt. Aber aus der Nummer komme ich persönlich ganz gut raus. Ich war eh nie die größte Freundin von Club-Besuchen und aus dem Alter der regelmäßigen Trinkspiele bin ich auch raus. Wobei Ausnahmen bisher immer die Regel bestätigten. Aber im Moment natürlich nicht. So lange mein armes Baby direkt mit saufen würde, rühre ich keinen Tropfen an.

Das größere Problem ist mein Körper. Denn ich bekomme schon einen kleinen Bauch. Aufgrund eines Unfalls kann ich allerdings seit fast einem halben Jahr meinen Lieblingssport nicht mehr ausüben, den ich vorher ziemlich intensiv betrieben habe. Ohne viermal die Woche auf dem Court zu stehen und mir Bälle um die Ohren hauen zu lassen (und zurück zu schlagen!), habe ich viel mehr Zeit zum Essen. Und Frust war auch dabei, als ich mir geschmeidige sechs Kilo mehr angefuttert habe. Und dadurch, dass ich insgesamt ein bisschen runder bin, achtet niemand so genau auf den wachsenden Babybauch. Könnten schließlich auch Kekse drin sein, denken die anderen vermutlich. Zumindest hat mich bisher noch niemand gefragt. Wobei ich persönlich finde, dass man echt Tomaten auf den Augen haben muss, um das nicht zu bemerken. Aber ich achte ja auch viel stärker auf mich und meine körperlichen Veränderungen…

Als ich mich gestern mit einer Freundin getroffen habe, hat sie mich dann aber eiskalt erwischt. Sie klagte über ihre momentane Schlaflosigkeit. Da habe ich gekontert mit: „Frag mich mal! Ich muss nachts zehn Mal aufstehen, weil ich pinkeln muss!“ Sie darauf mitfühlend: „Oh je. Warst du deswegen mal beim Arzt?“ Ich: „Öhm ja.“ Sie: „Und was hat der gesagt?“ Ich: „Herzlichen Glückwunsch. Sie sind schwanger!“ Ich schaue meine Freundin abwartend an. Sie trinkt einen Schluck Tee. Ich sehe regelrecht, wie die Information sie erreicht. Es dauert einen Moment. Ich schwöre: An ihr Gesicht werde ich noch lange mit Freuden denken! Die Augen groß wie Autoreifen! Sie fiel mir um den Hals, gratulierte mir und lud mich auf das Frühstück ein. Zur Feier des Tages! Es war großartig. Vielleicht fange ich doch schon an, die Information ganz langsam weiterzugeben. In zwei Wochen dann…

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