Soldaten-Muddis
Wir sind Anfang 20 oder 40 beim Ersten. Wir sind groß oder klein, dick oder dünn, laut oder leise. Wir stammen aus verschiedenen Kulturen und familiären Verhältnissen. Und trotzdem sind wir alle gleich. Das zeigt schon der Blick auf unser Marschgepäck.
Der Soldaten-Vergleich kam mir in den Sinn, als ich letzte Woche mit meinen Töchtern und einer Freundin, ebenfalls mit Tochter, im Schwimmbad saß. Bei uns im Michaelibad geht es recht bunt zu. Da fliegen spanische, italienische, deutsche und türkische Wortfetzen durch die Luft. Und noch ein paar andere Sprachen, die ich nicht so gut identifizieren kann. Ist aber auch wurscht, weil man sich sowieso denken kann, was da gerufen wird: „Hol deinen Eimer, schubs das kleine Mädchen nicht, trink jetzt endlich mal was – nein nicht das Chlorwasser! Wenn du jetzt nicht sofort hörst, gehen wir nach Hause!“ Mimik und Gestik sind hier unmissverständlich.
Und obwohl wir alle so unterschiedlich sind, haben wir trotzdem alle GENAU die gleiche Ausrüstung dabei. Die denn da wäre: Picknickdecke, klein geschnittenes Obst, vorzugsweise Wassermelone, Knabberkram wie kleine Brezelchen oder sowas, Brezn, Wickeltasche, Wechselklamotten für die Zwerge, Mülltüten für die Kackwindeln (wobei die auch gern vergessen werden), Sonnencreme und Hütchen, Gießkanne, Eimer, Schäufelchen oder wahlweise anderes Lieblingsspielzeug. Wir reiten also allesamt im Schwimmbad ein, als gelte es eine Woche an Ort und Stelle zu überleben. Ich darf des weiteren auf keinen Fall den Schnuller für den Notfall vergessen. Schwimmwindeln und Handtücher für alle auch noch… Was man als Mama alles auf dem Schirm haben muss, ist der Wahnsinn. Und mit steigender Kinderzahl wächst die Liste an, um Dinge, die auf keinen Fall vergessen werden dürfen. Vom Organisatorischen will ich gar nicht anfangen. Ich bin froh, dass ich gerade das Abendessen vormittags vorkochen kann.
Es gibt durchaus auch Mamas, die das alles etwas lockerer angehen und halt vor Ort ne Schorle und Pommes kaufen. Dafür werden sie ja auch nicht weniger geliebt. Im Gegenteil. Meine Püppi würde sich irre freuen, wenn es, statt der Dinkelstangen, Pommes gäbe. Und ein Eis hinterher. Manchmal darf sie auch. Aber eigentlich nur am Wochenende, wenn wir als Familie unterwegs sind. Und man will ja, dass die Kinder gesund sind. Wie können wir das sonst steuern, außer über die richtige Ernährung und vernünftige Klamotte (damit das Kind sich nicht den Tod holt)? Aber ein bisschen lockerer wäre ich trotzdem gern. Ich nehme mir hiermit fest vor, beim nächsten Schwimmbadbesuch Pommes zu kaufen. Ich werde auch die Tochter der Freundin durchfüttern. Egal, wie die Freundin dann guckt. Die ist nämlich noch korrekter als ich. Der kann ein bisschen mehr Lockerheit auch nicht schaden. Dann sind wir alle vielleicht auch noch ein bisschen glücklicher.
Hinterlassen Sie einen Kommentar