Schlechte Nächte – Kakao in your Face!
Schlafentzug ist seit Menschengedenken eine beliebte Foltermethode. Meine Folterknechte sind noch sehr klein. Aber nicht weniger grausam.
Seit drei Jahren habe ich keine Nacht mehr durchgeschlafen. KEINE. EINZIGE. FUCKING. NACHT. Als ich mit Pauline schwanger war, haben alle immer gefragt: „Ach, schläft dann die Große jetzt durch, oder?“ Die schienen das als Grundvoraussetzung zu sehen, bevor man einen weiteren Milch-Terroristen auf die Welt loslässt. Ich selbst fand es noch nicht so dramatisch. Mei, da hab ich der Großen halt noch zwei Fläschchen in der Nacht geschüttelt. Die nötigen Utensilien dafür hatte ich am Bett. Das war eine Sache von fünf Minuten. Jetzt, wo sie ihr eigenes Zimmer hat und ich immer extra die Treppe runter muss, ist es schon anstrengender. Die Kurze wird nachts öfter mal gestillt aber weil die neben mir liegt, passiert das mehr oder weniger im Schlaf. Auf Dauer schlaucht es trotzdem. Aber was mich wirklich fertig macht, ist der Nachtschlaf von Johanna.
Also abgesehen davon, dass sie nachts mehrmals irgendwas verlangt. Das an sich wäre nicht das Ding. Bedürfnisse müssen gestillt werden. Aber sie äußert absurde Wünsche. Und eigentlich ÄUßERT sie diese Bedürfnisse auch nicht. Johanna nölt und brüllt sie in die Welt hinaus. „Mag a Kakaoooo!“, früh halb drei ist einfach Scheiße. Das muss man sagen, wie es ist. Es gibt nachts keinen Kakao. Wer Durst hat, bekommt ein Wasser. Und zwar nicht aus dem Fläschchen. Das möchte sie auch noch öfter aber auch das gibt es nicht mehr. Seit Monaten schon nicht. Von daher weiß ich nicht, wie sie überhaupt auf die Idee kommt. Genau wie der verlangte Kakao. Den gab es noch nie Mitten in der Nacht.
Bei so einer Gelegenheit, sie brüllt irgendwas und ich versuche schnell genug zu reagieren, damit sie das Baby nicht weckt, habe ich eine neue Fähigkeit entdeckt. Das Flüster-Brüllen. Eltern (mehrerer) schlafender Kinder kennen das vielleicht. Einem platzt der Kragen, weil man schrecklich übermüdet ist. Ich habe schon vier Mal die Kleine gestillt, es ist früh um vier und nachdem ich die Große schon zu uns ins Bett geholt habe, kreischt sie nach einem Scheiß-Kakao. Und ich flüster-brülle zurück: „Bitte schlaf noch ein bisschen. Es ist noch zu früh. Komm wir kuscheln. Okay, wenn es gar nicht anders geht, steht die Mama mit dir auf und macht dir ein Frühstück.“ In der Reihenfolge. Ich merke schließlich, wenn ein Kampf keine Aussicht auf Erfolg hat. Und der Betonschädel meiner Tochter ist ziemlich erfolgreich in Sachen Durchsetzung. Aber was mir in solchen Momenten durch den Kopf geht, ist mitunter hässlich. Die Gedanken sind frei. Und deshalb gehen sie manchmal auch mit mir durch. Natürlich würde ich es niemals, niemals wirklich tun (siehe Überschrift) aber es ist so verdammt hart. Und seit die Schnullerfee da war, wurde es auch nicht gerade besser. Doch dazu mehr beim nächsten Mal. Mein Kopf sackt schon immer wieder in Richtung Tastatur…
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