Willkommen in den 50ern – Über Rollenverteilung in Beziehungen mit Kindern
Ich ertappe mich dabei, wie ich mich in einer Rolle gefangen fühle, für die ich nie vorgesprochen habe. Die der Hausfrau und Mutter. Warum ist das so und wie komme ich aus der Nummer wieder raus?
Lange konnte ich mir gar keine Kinder vorstellen. Der Kinderwunsch kam dann aber plötzlich und urgewaltig und ist bis heute nicht verstummt. Keine Frage: Die Kids sind super und ich hab irrsinnig viel Spaß mit ihnen. Meistens fühle ich mich einfach nur gesegnet. Aber Fakt ist auch: NUR Kinder und Haushalt machen mich nicht glücklich. Haushalt schon mal gar nicht. Wenn, dann die Kinder. Aber mir fehlt der Job. Erstens, weil ich wirklich gerne arbeite. Ich mag meinen Beruf, ich steh auf den Austausch mit Kollegen, ich liebe es, wenn was (Schwieriges) klappt und ich finde es auch erfrischend, das Haus zu verlassen und Ende des Monats Anerkennung in Form von Geld auf dem Konto zu haben. So. Aktuell bin ich in Elternzeit und ans Arbeiten soll es dann erst nächstes Jahr gehen.
Gott sei Dank! Wer weiß, wie lange die Kita noch aufbleibt! Coronatechnisch kratzen wir an der kritischen Marke. Wir warten quasi darauf dass es wieder heißt, Schotten dicht, back to Heimbetreuung. Immerhin ist das wirtschaftlich für uns keine Katastrophe. Emotional manchmal aber schon. Denn für meinen Mann ändert sich wieder einmal nichts während ich zum hundertsten Mal meinen Alltag komplett umstruktiere. Und dann kümmere ich mich 24/7 nicht mehr nur um ein Kind, sondern um drei. Klar ist das okay. Klar schaffe ich das. Aber finde ich das gerecht? Nee. Überhaupt nicht. Dabei wäre das ja schon wieder höhere Gewalt. Mein Mann braucht gar keine Katastrophen, um sich Auszeiten zu nehmen. Der macht das einfach. Tschö, ich geh Podcast hören und will nicht gestört werden. Du machst das schon hier, oder? Das ODER am Ende ist rhetorisch. Und was mache ich dann? Innerlich kurz vorm Explodieren bade ich drei Kinder, verhandle, federe Gemotze ab, bereite einen Nachmittagssnack vor, beseitige die angedatschten Melonen von Tisch, Stuhl und Boden, packe die Tasche von unserem Vormittagsausflug aus und habe Lust, den Simon einfach zu verhauen.
Ist das richtig? Hilft uns oder mir das irgendwie weiter? NÖ. Also bin ich selber Schuld. Ich schnauze ihn immer erst hinterher an. Wenn der Drops gelutscht ist. Das bringt mir, außer Frustabbau, nix mehr, er weiß gar nicht, wie ihm geschieht und wie gesagt: Die Party ist eh gelaufen. Die Kinder wieder sauber und gut drauf. Und dann geh ich wütend in die Küche und koche. So! Das hat er dann davon, der Ehemann. Tortillas! Beim Schreiben fällt mir selber auf, was für ein Idiot ich bin. Denn Simon mags natürlich gern gemütlich und ist definitiv besser darin, sich Freiräume zu schaffen als ich, ABER: Er ist auch ein Guter. Der macht und tut schon. Wenn es halt unbedingt sein muss. Als ich Vollzeit gearbeitet habe mit den beiden Mädels hat er definitiv mehr gemacht. Mehr im Haushalt, auch mal eingekauft und so weiter. Aber wie kriegen wir das auch jetzt hin?
Ich bin nämlich nicht glücklich damit, für Kinder und unser aller Sozialleben allein verantwortlich zu sein. Kitafragen? Mach ich. Sozialkontakte der Kinder oder von uns als Paar? Kommunikation und Organisation liegen bei mir. In Sachen weiterer Familienkreis ebenfalls. Wenn wir wohin fahren, packe ich die Tasche für 4,5 Menschen. Simon muss eigentlich nur noch ne Badehose einpacken. Aber ich mache es auch immer wieder. Mann ey. Ich fürchte, meine Jammerei kommt zu keinem Ergebnis. Mich weiter ärgern will ich aber auch nicht. Und einfach wieder anfangen zu arbeiten? Müssen ja nicht direkt wieder 40 Stunden sein. Wenn wir beide arbeiten, fühle ich mich auf jeden Fall gleichberechtigter. Aber will ich das echt? Ich gehe mal in mich. Und finde hoffentlich eine Lösung, die alle glücklich macht.
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