Die Not mit der Notbetreuung
Die Inzidenz explodiert bei uns. Die Kita ist wieder in der Notbetreuung. Und ich stehe zum ersten Mal vor der Frage, ob wir sie nicht wirklich brauchen.
Die Formulierung ist schwammig. Wenn wir die Betreuung unserer Kinder nicht anderweitig gewährleisten können, dürfen wir sie in die Kita schicken. Die Drecks-Pandemie wütet seit über einem Jahr und unsere Hasen waren immer daheim, wenn es nur Notbetreuung gab. Selbstverständlich waren sie das, so lange ich in Elternzeit war. Naja. Selbstverständlich für uns. Weil unsere Kinder-Konstellation günstig ist und unsere Kids jetzt auch nicht soooo scharf auf den Kindergarten sind. Im Gegenteil. Die Mäuse sind lieber daheim, wenn sie die Wahl haben. Darüber habe ich schon öfter geschrieben. Die haben eigentlich alle drei keine Not in die Kita zu gehen…
Bei anderen Mamas und in anderen Familien sieht das anders aus. Ich kenne Alleinerziehende, die zwar aktuell nicht arbeiten aber ihre Kinder in die Einrichtung bringen. Ich kenne Mamas in Elternzeit, die die größeren Geschwister in den Kindergarten bringen. Manche immer. Andere nur ab und zu oder eine festgelegte Anzahl an Tagen. Und ich kenne Familien, in denen beide Elternteile arbeiten und die Kinder trotzdem zu Hause bleiben. Also alle möglichen Varianten und ich muss ganz deutlich sagen, dass ich ALLE Wege okay finde. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie mit der Situation umgegangen wird.
ICH persönlich hatte immer ein schlechtes Gewissen. ICH hätte die Kinder nicht in den Kindergarten geben können, während ich daheim bin. Oder wenige Stunden im Homeoffice arbeite. Obwohl es natürlich schwierig ist. Ich komme überhaupt erst am Abend zum Arbeiten. Wenn die Kinder im Bett sind. Und die gehen spät! Vor 21 Uhr klemme ich selten am Rechner. Also war es zugegeben schon eine große Erleichterung, dass Alexander von 9 bis 11 in der Krippe ist. Er ist seit Oktober in der Eingewöhnung. Genau. EINGEWÖHNUNG seit einem halben Jahr. Ende Oktober war er noch sehr anhänglich und weil wir die Eingewöhnung möglichst soft gestalten wollen, war er bis zum Lockdown im Dezember maximal eine Stunde allein dort. Dann war er monatelang zu Hause und wir haben im März wieder von vorn angefangen. Aber seitdem läuft es richtig gut. Er hat Bock und das merkt man. Ihm ist völlig wurscht, wer ihm die Welt erklärt und ich genieße ehrlich gesagt, zwei ganze Stunden Auszeit. Es sind produktive zwei Stunden. Ich jogge, gehe einkaufen, erledige wichtige Telefonate und bekomme ein bisschen weg gearbeitet. Am Rechner. Haushalt geht auch irgendwie mit Kind. Aber Schreibarbeit mit nem Einjährigen kannste knicken. Die mädels sind durchaus auch fordernd und nehmen mich in Beschlag aber mit 4 und 5 Jahren können sie auch mal kurz warten, bis ich irgendetwas zu Ende gebracht habe. Mit Murren und schlimmstenfalls Gemeinheiten („Du bist eine doofe Mama!“ aber es geht. Mit Alex arbeiten? No way.
Aber wie geht es jetzt weiter? Durch meine Selbstständigkeit und Simons Vollzeit-Job hätten wir schon Anspruch auf die Notbetreuung. Ich würde sie trotzdem lieber daheim lassen. Vor allem natürlich aus Gründen der Ansteckungsgefahr. Auf Corona – und sei der Verlauf noch so harmlos – können wir alle verzichten. Jetzt haben wir schon so lange die Arschbacken zusammen gekniffen. Da schaffen wir auch noch ein paar Monate mehr. Aber die Kinder… vor allem der Kurze, sind gerade wirklich gut im Flow. Und das trotz zwei vorangegangener Wochen Osterferien! Die Eingewöhnung schon wieder zu unterbrechen, wahrscheinlich für viele Wochen, wäre riskant. Denn, wie gesagt, jetzt läuft es super. In ein paar Wochen (oder Monaten) kann es schon wieder ganz anders laufen.
Auch Pauline ist zum ersten Mal glücklich im Kindergarten. Ihre neue beste Freundin Pauline (genau, die Paulines!) sorgt dafür, dass meine Tochter, die in der Kita gekotzt und den Kopf auf den Boden gehauen hat, jetzt ohne Tschüss zu sagen in ihre Gruppe hüpft. Und Johanna? Die hat eh nur noch drei Monate. Ein Vorschulkind. Das letzte Kindergartenjahr. Im August ist Sommerschließung und dann geht’s ab in die Schule. Eine schwierige Entscheidung…
Was würdet ihr machen?
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