Muddis Money: Von den Geldsorgen Alleinerziehender
Fuck! Wie soll ich die Tablets für die Schule bezahlen? Oder Weihnachtsgeschenke? Die Rechnung der Autowerkstatt für den Service oder die kaputte Waschmaschine? Ich habe so oft davon gelesen und Geschichten darüber gehört, wie scheiß schwer es für Alleinerziehende ist, ihren Lebensunterhalt zu finanzieren aber erst jetzt merke ich, wie prekär die Situation wirklich ist. Hier ein Lagebericht:
Ich verdiene nicht schlecht. Klar könnte es immer mehr sein, aber es könnte auch wesentlich schlechter sein. 30 Stunden Job mit viel Verantwortung, dazu drei Kinder mit noch viel mehr Verantwortung und obendrauf ein Haushalt, den ich selbstverständlich auch allein manage. So. Alles so weit in Ordnung. Das bekomme ich hin. Was mich allerdings wirklich an den Rand der Verzweiflung treibt, ist die Sache mit der Kohle. Denn die reicht einfach nicht. Dieser Monat hat mich tief ins Minus gestürzt und ich frage mich, wo ich noch weitere Abstriche machen kann, um diese Flut an Rechnungen zu begleichen.
Im Schneesturm aus schönen weißen Rechnungs-Flocken
Ich fühl mich, als stünde ich in einem Schneegestöber. Doch die Flocken sind Papiere mit Zahlungsaufforderungen. Über 160 Euro Strom, 70 Euro GEZ, 220 Euro Kindergarten, 160 Euro für die Mensa der Mädels, vierstellige Miete, 300 Euro Service und Winterreifen, mehrere hundert Euro Auslagen für Geschäftsreisen, neue Versicherung fürs Auto und dazwischen ganz viel „Mammaaaaa, kann ich das bitte haben? Büttttäääähhhh!“
Eigentlich tabu: Die Konten der Kinder
Gut, die Auslagen bekomme ich natürlich erstattet aber das Loch, dass dieser Betrag in meine monatliche Budgetplanung reißt, ist trotzdem gigantisch. Im November bin ich ordentlich ins Minus gerutscht. So sehr, dass ich mir Geld von den Konten der Kinder leihen musste. Das bekommen sie bis Mitte 2024 zurück. Meine Zahlungsziele halte ich. Die Frage ist nur, zu welchem Preis. Ich habe keine Winterstiefel und werde mir dieses Jahr voraussichtlich auch keine kaufen. Keine Kohle. Jedenfalls nicht, wenn es noch ordentliche Weihnachtsgeschenke für die Kids werden sollen. Aber ich habe Wollsocken. Die machen schon einiges aus.
Lieber fluchen, als finanzieren
Für die Waschmaschinenreparatur kam ein Servicetechniker nicht in Frage. Den habe ich einmal vor Jahren in Anspruch genommen und musste 120 Euro dafür bezahlen, dass er eine Babysocke aus der Laugenpumpe gefischt hat. Also lag ich erstmal fluchend allein unter dem Ding, während sich die Wäsche auf und neben der Maschine stapelte. Den Fehler fand ich schnell aber bei mir haperte es schon daran, dass ich allein den Trockner gar nicht von der Waschmaschine heben kann. Ein Freund hat mich dann gerettet. Der hat nicht nur den Trockner mit mir runter gehievt, sondern auch die Waschmaschine unter Zuhilfenahme diverser Flüche wieder zum Laufen gebracht. Dieses Mal war übrigens MEINE Socke der Übeltäter. Und seit vier Tagen spüre ich mit jeder Umdrehung der Trommel tiefe Dankbarkeit dafür, dass ich mich nicht noch weiter ins Verderben stürzen musste.
Sitzt, passt, wackelt und hat Luft: Provisorien sind mein Alltag
Das Auto ist auch so ein Kostenpunkt, den ich deutlich unterschätzt habe. Ich bin zwar 39 aber es ist das Erste, das auf mich angemeldet ist. Und ein Diesel noch dazu. Das macht die Versicherung ziemlich teuer. Dazu natürlich Wartung und Sprit. Das Bremslicht, das nur noch an einem Kabel aus der Verankerung hing, muss deshalb jetzt mit Panzer-Tape halten. Am Ende kriege ich schon immer alles hin und die Kinder haben alles, was sie brauchen. Unternehmungen, Kleider, Essen. Da schaue ich natürlich auch mit Maß und Plan auf die Kosten. Sie dürfen ruhig auch lernen, dass das Geld nicht auf Bäumen wächst. Einmal im Monat gehen wir zu ihrem Lieblings-Asiaten zum Mittagsbuffet zum Essen. Ich zahle für die Mädels. Alex isst mit unter 4 Jahren noch kostenlos. Im Januar ist also Schluss mit diesem Luxus. Da hat er Geburtstag. Ich sitze generell nur dabei und mach den Tischservice indem ich Frühlingsröllchen-Nachschub ran schaffe. Selbst mitzuessen, ist nicht drin. Ich mach mir dann später zu Hause ein Brot.
Ein Nichts ist gerade genug für mich
Überhaupt versuche ich zu sparen, wo es nur geht. Ich habe keine Hobbys, bin in keinem Verein, habe außer dem Abo für die Glotze kein weiteres und mache auch sonst wenig für mich. Und ich finde, dass genau darin auch die größte Ungerechtigkeit liegt. Wenn man sich fast alles verkneift, soviel arbeitet, wie es nur irgendwie möglich ist und es am Ende dann trotzdem nicht reicht. Nicht mal für eine Waschmaschinenreparatur.
Und dann brauchen die auch noch Tablets!
Die Rolle des Vaters in dieser Misere will ich hier aus juristischen Gründen nicht näher thematisieren aber sagen wir mal so: Als ich ihn bat, mich bei der Finanzierung des von der Schule geforderten Tablets (die Kinder sollen zum Teil ihre Hausaufgaben damit erledigen) zu unterstützen, sah seine Unterstützung so aus, dass er mir zwei Links mit Kaufempfehlungen schickte. Einen davon für ein iPad für knapp über 1000 Euro, was ziemlich deutlich zeigt, wie unterschiedlich unsere Relation zu Finanzfragen ist. Was für den einen zumindest in der Theorie machbar wäre, ist für den anderen völlig utopisch. Aber ich sage mal nicht, wer hier wer ist. Und klar ist auch, dass ich das alleine kaufen soll. Ne?
Und täglich grüßt das Murmel-Baustellen-Tier
Was steht noch an? Genau! Ich lebe schon wieder auf einer Baustelle! Ich habe diese Woche keine Küche, was verdammt nochmal unkomfortabel ist. Dahinter steckt etwas Gutes. Ich bekomme nämlich eine Neue vom Vermieter eingebaut, und zwar endlich mit einem Gefrierfach (Hurra!) UND einer Spülmaschine (doppelt Hurra!). Aber dieser Umstand stellt mich tatsächlich schon wieder vor Problem Nummer 1: Essen ranzuschaffen, ist, ohne selbst kochen zu können, schon wieder ein teurer Spaß. Und auch der Anblick der Baustelle wirft mich schon wieder zurück. Ich bin einfach durch mit dreckigen Stiefeln in meiner Bude, mit lauten Bohrmaschinen, Dreck überall und mit Döner. Sorry. Aber mit dem Baustellen-Döner bin ich auch durch. Immerhin haben die Kinder an dieser Stelle noch Kapazitäten. „Endlich wieder Döner“, haben die sich gefreut! Und darum geht’s am Ende ja. Ist die Brut happy, ist es die Muddi auch. Happy und hungrig. Aber auch da wird sich eine Lösung finden. Irgendwann.
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