Von maulfaulen Labertaschen
Meine Töchter quasseln beide ohne Punkt und Komma. Kind eins ist dabei besonders amüsant. Denn die versteht man schon recht gut. Also wenn man zufällig auch gerade ein Kleinkind daheim hat und das Hirn auf Dolmetschen getrimmt ist.
Johanna ist eine Labertasche. War sie schon immer. Irgendwann um den sechsten Monat herum ging es los mit „mamamamama“ und „dadadadada“ und bis heute hat sie die kleine Klappe nicht mehr gehalten. Aber wer soll ihr das verdenken? Ich bin schließlich ihre Mutter! Pauline zieht nach. Sie ist auch eine Quasseltante. Obwohl sie anders erzählt als ihre große Schwester. Die beiden sind eh sehr unterschiedlich, in so ziemlich allem. Aber das ist ein anderes Thema.
Ich liebe Sprechen lernen wirklich sehr. Denn meine Große überrascht uns immer wieder mit kreativen Wortschöpfungen und Sätzen. Was wäre meine Welt zum Beispiel ohne die klangvolle Zahl „NÖLF“? Genau! Ein bisschen ärmer. Johanna zählt immer, bevor sie irgendwo runter springt: „Ains, Zwoi, Drei, Via, Set, Ach, Nölf…“ Und sie sagt lustige Sachen. Neulich erklärte sie mir aufgeregt: „Gell, Mama? Ich gestern durchs große Wasser schwimmt!?“ Da musste ich eben nachdenken. Ja, ich hatte gestern zu viel Badewasser in der Wanne, weil ich vergessen habe, den Hahn rechtzeitig abzudrehen. Passiert halt, wenn ich parallel noch koche. Aber da musste erst mal drauf kommen. Nachdem es gestern Nudeln gab,stellte sie sich stolz auf ihren Hochstuhl, klopft sich auf das kindliche Bäuchlein und sagt: „Guck, das mein dicker Nudelbauch!“ Jetzt mal echt. Das ist doch süß!
Und sie wird immer besser. Immer öfter kommen ganze Sätze orthografisch korrekt und dann bin ich jedes Mal erstaunt, wie schnell das jetzt geht. Sie erzählt auch Geschichten. Allerdings muss ich deren Wahrheitsgehalt immer hinterfragen. Denn sie erzählt auch viel Quatsch.
Meine gute Freundin Susi würde alles dafür geben, um wenigstens Quatsch von ihrem gleichaltrigen Sohn zu hören. Der sagt nämlich gar nix. Er ist stumm, sagt sie. Maulfaul, meint die Kinderärztin. Und dass das völlig normal ist. Manche Kinder sprechen vor dem dritten Geburtstag gar nicht und legen dann los, als hätten sie nur auf die richtige Gelegenheit gewartet. Susi wartet auf diesen Tag. Und ich? Ich wär nicht so traurig, wenn meine kleinen Labertaschen mal fünf Minuten ruhig wären… Aber davon kann ich weiter träumen, denn gerade schallmeihet es in meine Richtung: „Mama! Baby wachs worden! Ich Hallo sagen!“ Da muss ich hin. Damit die Große das Fast-Nicht-Mehr-Baby nicht vor Liebe erdrückt.
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