Babys 74. Woche: Mama kann nicht mehr

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Ich war heute beim Arzt um meine Blutwerte checken zu lassen. Das muss ich alle sechs Wochen machen lassen, weil ich eine Schilddrüsenunterfunktion habe, die behandelt wird. Und in der Schwangerschaft fahren die Werte besonders gern Achterbahn. Dass mich die Ärztin direkt drei Wochen aus dem Verkehr zieht, war nicht geplant…

Den Vormittag verbringe ich jetzt damit, dem Baby beim Turnen zuzuschauen. Es ist das erste Mal, dass ich Zeit für die Kleine habe.

Ich sitze mit Johanna auf dem Schoß bei meiner Hausärztin. Meine Maus muss heute noch daheim bleiben, weil sie am Sonntag Fieber hatte. Es geht ihr heute wieder gut aber sie muss 24 Stunden fieberfrei sein, um wieder in die Krippe zu dürfen. Von daher bin ich heute zwangsweise daheim und hab die Gelegenheit gleich genutzt, um meiner eigenen Gesundheit zu helfen.

Die Ärztin schaut mich besorgt an, während ich das fröhlich brabbelnde Kind auf den Knien balanciere. Wie es mir geht, will sie wissen. Gut sage ich! Glaubt sie mir aber nicht. Sie hat gesehen wie ich ins Sprechzimmer gehumpelt kam. Wie schon in der ersten Schwangerschaft, habe ich auch jetzt wieder Probleme mit der Symphyse. Ich kann weder lange stehen, noch sitzen oder laufen. Weil meine Gelenkknorpel im Becken ausweichen, um dem Baby mehr Platz zu verschaffen. Das tut übel weh. Und während ich das in der ersten Schwangerschaft irgendwie durchgezogen habe, fällt es mir dieses Mal viel schwerer. Weil ich permanent zehn Kilo Kind durch die Gegend trage. Das tut mir nicht gut aber ich bringe es nicht übers Herz, sie abzusetzen. Meine Tochter ist eben ein Tragekind. Sie braucht das. Und weil ich sie liebe, schlucke ich den Schmerz runter und mache weiter.

Das ist nicht gut. Und Baby Nummer zwei tue ich damit überhaupt keinen Gefallen. Die Ärztin erklärt dazu auch gleich, dass mein ständig harter Bauch von der Überlastung kommt. Und Vorwehen in der 29. Woche sind absolut kein Spaß. Außerdem sei ich unnatürlich blass. Wir müssten auch gleich meine Eisenwerte checken lassen und sie will wissen, wie mein Alltag aussieht. Ich erzähle ihr von meinem eng getakteten Tagesablauf, inklusive seit über einem Monat schlafloser Nächte weil das Kind Eckzähne bekommt.

Ihr aufrichtiges Interesse rührt irgendetwas in mir. Sie sagt, dass sie mich jetzt zwei Wochen krank schreibt. Wegen der Schmerzen und um mein Ungeborenes zu schonen. Ich leiste täglich irrsinnig viel, sagt sie. Ich finde das nicht. Schließlich machen andere Mütter das ja auch. Und die haben zum Teil mehr Kinder als ich. Trotzdem muss ich bei so viel Mitgefühl heulen. Scheiße. Voll peinlich. Aber irgendeinen angekratzten Nerv hat sie wohl getroffen. Während ich so leise vor mich hin schluchze und schon im Gehen begriffen bin (dauert ein bisschen, aufstehen und los laufen tun halt auch weh), drückt sie mir den Krankenschein in die Hand. Darauf stehen sogar drei Wochen.

DREI Wochen! Himmel. So lang war ich noch nie außer Gefecht. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Oh Gott. Ich kann doch nicht drei Wochen daheim bleiben, oder? Ich horche in mich hinein. Doch, ich kann. Und ich muss sogar. Ich merke, wie eine bisher unbemerkte Anspannung von mir abfällt. Ich kann auf die Couch. Schon morgen. Johanna geht in die Krippe und ich kann mich ausruhen. Ich bin kurz davor in mich zusammen zu sacken, vor lauter Erleicherung. Mach ich natürlich aber nicht. Hab ja das Kind auf dem Arm.

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