Uns geht es gut (Scheißdreckskackcoronaarschscheißenervtman!!!)
Wir sagen, dass es uns gut geht. Innerlich stehen wir aber kurz vor der Kernschmelze. Geht nicht nur uns so. Geht ALLEN so. Hier meine gesammelten Überlebensstrategien:
Keine Ahnung, wie oft ich das in letzter Zeit gesagt habe. Auf Nachfrage nach unserem Befinden, antworte ich stets: „GUT!“ Gegenüber guten Freunden kommt hinterher meist noch ein Zusatz. Also wir sind dankbar für Gesundheit, tolle Kinder und dafür, dass wir (noch) keine Existenzängste ausstehen müssen. Aber verdammte Scheiße nochmal. Wir haben den Kanal voll. SOWAS VON VOLL! Und was am allerschlimmsten ist, ist diese ekelhaft ermüdende Perspektivlosigkeit. Wenn uns einer garantieren könnte, dass es in X Wochen überstanden ist, ja dann… Kneifen wir eben kollektiv die Arschbacken zusammen und stehen das gemeinsam durch aber so wie es jetzt ist – Gott, kotzt mich das an!
Freunde von uns planen für Pfingsten ihren Italien-Urlaub. Joar… Machen wir erstmal nicht. Wir waren letztes Jahr nicht im Urlaub und wenn man ganz realistisch an die Sache ran geht, sieht es auch 2021 eher finster aus in Sachen verreisen. Was soll’s? Ich war sieben Jahre wegen Geldknappheit nicht im Urlaub. Aber mal so Inseln der geistigen Zerstreuung. DAS bräuchte ich jetzt wirklich dringend. Dass man sich wieder auf etwas freuen kann. Flohmärkte. Essen gehen. Kino. Gern open air und am Wochenende, so dass wir die Kinder mitnehmen. Muss gar nicht Paarzeit-Auszeit sein. Der Schwimmkurs für die Mädels wurde zum dritten Mal verschoben. Die Krabbelgruppe von Alexander inzwischen komplett gestrichen, weil die Leiterin nicht mehr wusste, auf wann sie die Eltern noch vertrösten soll. Kinderturnen für die Girls. Darauf freut sich Emmy seit anderthalb Jahren. Dass sie endlich 3 Jahre alt ist und endlich mit Johanna zum Turnen kann. In der Zwischenzeit ist nicht nur ihr dritter Geburtstag verstrichen. Sie ist inzwischen vier.
Auf der anderen Seite schwebt diese dunkle Bedrohung Corona über uns und kommt täglich näher. Es gibt immer mehr Fälle im Bekanntenkreis. In der Familie gab es jetzt Betroffene. Direkte Freunde hatten es. Und das mit ganz unterschiedlichen Verläufen und Virus-Typen. Von Nix gemerkt bis Intensivstation und Beatmung ist alles dabei. Für die Impfung haben wir uns registrieren lassen. Wann wir dran sind, steht in den Sternen. Und bis dahin wurschteln wir weiter vor uns hin. Und obwohl wir extrem MÜTEND sind, ist unsere HABEN-Seite deutlich größer als die Einschränkungen.
Was wirklich hilft, ist das Wetter, finde ich. Auf der Picknickdecke auf der grünen Wiese und bei Vogelgezwitscher fühlt es sich nicht mehr so bedrückend an, dass wir seit Monaten eingesperrt sind. Ich mache super viele Ausflüge mit den Kids. Meist Tagesausflüge. Wir gehen viel Eis essen und entdecken neue Plätze. Das macht Spaß, bietet Abwechslung und fühlt sich nach großer Freiheit an. Im Freundeskreis florieren deshalb auch die Ausflugstipps im Umkreis von zehn Kilometern. Umweltgarten. Naturerlebniszentrum. Trimm-Dich-Pfade. Verwunschene Seen und geile Spielplätze. Der Austausch ist super, weil am Ende jeder profitiert. Ein Fahrradparcour für den 5-jährigen Sebastian entdeckt. Foto an seine Mama geschickt und zack – Sonntagsausflug stand. Wir nehmen Tipps dankbar an und auch Freunde greifen gerne zu. Und ich finde, dass auch das ein Punkt ist, der extrem hilft. Das Wissen darum, dass es gerade wirklich allen gleich geht. Wir sitzen alle im selben Boot und gemeinsam schippern wir auch irgendwann wieder aus dieser gigantischen Krise heraus.
Und bis es soweit ist, übe ich mich in Demut. Und Dankbarkeit. Darüber, dass keiner meiner Lieben auf der Intensivstation um sein Leben kämpft. Trotzdem darf ich auch genervt sein. Und mich mit einem extra großen Eis trösten. Ich nehm dann heute Schoko-Joghurt-Haselnuss-Nutella-Bacio-Raffaelo-Schoko und Schoko.
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