Kinderbetreuung vs. Arbeit – Wer macht den härteren Job?
Wenn die Nacht mal wieder besonders kurz war und meine Mädels abwechselnd oder gar gleichzeitig ihren Unmut kund tun, wünsche ich mich manchmal an meinen Schreibtisch zurück. Mein Mann hat für diese Sehnsucht wenig Verständnis. Aber der hat ja auch keine Ahnung.
In letzter Zeit hat sich eingebürgert, dass er gegen sieben aus dem Büro nach Hause kommt. Zumindest an den Abenden, an denen er hinterher nicht ins Fitnessstudio oder zum Beachvolleyball geht. Jeden Freitag ist Männerrunde auf dem Beachplatz und ich bin neidisch. Aber ich dürfte am Wochenende spielen. Theoretisch. Praktisch bekommen wir leider nicht so oft eine gute Runde zusammen. Wenn zwischendrin ein Baby gestillt werden muss, hat leider nicht jeder Verständnis.
Schatzis Ziel ist es, zweimal die Woche ins Fitness zu gehen. Also zusätzlich zum Beachen. Zum Glück ist er aber ein bisschen faul. So schafft er es oft nur einmal. Manchmal auch gar nicht. Darüber bin ich ganz froh, weil gerade die letzten ein bis zwei Stunden vor dem Schlafen eine Herausforderung sind. Johanna wird quengelig, bekommt Abendessen. Es folgen Aufräumen, Zähne putzen, bettfertig machen, Fläschchen und schlafen. Pauline wird allerdings zwischen fünf und sechs auch noch einmal müde. Also zu einer Zeit, zu der die Große schon viel Zuwendung braucht. Das löse ich meist im Tragetuch. Nach einer halben Stunde Nickerchen ist sie wieder halbwegs fit. ABER: Auch mein Paulinchen verlangt jetzt schon viel Aufmerksamkeit. Drehen kann sie sich ja schon länger. Aber jetzt hat sie auch noch angefangen, sich mit den Füßen in den Boden zu stemmen und rutscht auf diese Art meterweit durch die Wohnung. Ich glaube nicht, dass sie das gezielt macht aber ich muss hinterher sein, damit sie nicht mit dem Kopf irgendwo gegen knallt. Super Sache, wenn man gleichzeitig was auf dem Herd hat und im Bad scheppert es. Gefolgt von einem herzzerreißenden „MAMA!!!“
Meine Mäuse sind halt beide sehr klein und brauchen entsprechend viel Körperkontakt aber es ist wirklich schwer, beide gleichzeitig glücklich zu machen. Abends. Den Rest des Tages ist es meist easy. Soviel zur Ausgangslage. Und wenn DANN jedenfalls mein Mann heim kommt, also wenn die Party schon gelaufen ist, alle verköstigt und bettfertig gemacht wurden, und er fragt, was es zu essen gibt, weil er total kaputt und ausgehungert ist, bin ich schon mal richtig angefressen. Vor allem, weil ich auch Hunger habe. Wegen dem REHA-Sport an drei Vormittagen die Woche, komme ich meist nicht zum Frühstücken. Rushour ist daheim ja auch morgens. Jedenfalls esse ich gegen Mittag meist eine belegte Semmel und Obst dazu. Nachmittags gibts einen kleinen Snack und erst wenn alle Familienmitglieder satt sind (Baby, Kleinkind, Mann – in genau dieser Reihenfolge wenn es nicht gleichzeitig geht), DANN esse ich auch. Die Reste oft. Sagt das was über meinen Stellenwert hier aus?
Und darf ich überhaupt grantig werden, wenn mein Mann von seinem anstrengenden Job zurück kommt? Wir sind beides Sesselpupser, also haben beide Bürojobs. Wenig Bewegung, viel Hirnarbeit. Ja, das ist anstrengend. Aber es ist KEIN Vergleich zum Mutter-Dasein. Da muss das Hirn ja auch 24/7 funktionieren. Und ich hätte nie gedacht, an wieviel Zeug man als Mama denken muss. Geburtstage, Arzttermine, Abneigungen, Vorlieben, Packlisten für Picknick, Schwimmbad, Spielplatz… Dazu Haushalt, Sport. Am Ende des Tages bin ich völlig erledigt. Mein Mann auch. Aber leider darf er nicht mit meinem Verständnis rechnen. Ist das ne Charakterschwäche von mir?
Möglich. Aber perfekt ist ja niemand. Auch mein fauler, geliebter Mann nicht. Zum Glück.
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