Mit drei Kindern beruflich im Abseits?
Unser Baby ist acht Monate alt und mein Elterngeld läuft in vier Monaten aus. Ich bin angezählt. Und zerbreche mir den Kopf über meine berufliche Zukunft. Verdammt! Dabei will ich doch verflucht nochmal mein Baby genießen!
Vom Wochenbett sind wir direkt in den Lockdown geschliddert. Statt Rückbildung, PEKiP und ganz viel Kuscheln auf der Couch kam 24/7 Kinderbetreuung meiner drei Mäuse. Vorteil: Nach keinem Kind war so schnell ein Alltag drin. Nachteil: Exklusivzeit hatte Alexander praktisch gar keine mit mir. Und gerade nach der sau schmerzhaften Schwangerschaft, der tagelangen Geburt und der heftigen Zweifel danach hätten wir das gut brauchen können. Okay. Vor allem ICH hätte das gut brauchen können. Aber nun ist es eben, wie es ist. Unser Baby läuft am Couchtisch entlang, isst die Bürste nicht mehr, sondern kämmt sich damit die Haare, winkt, fordert mich zum Spielen auf und überhaupt zieht er gefühlt morgen schon aus und geht seines Weges. Mist!
Mit jedem Kind rennt die Zeit schneller. Wenn wir ein Viertes bekommen würden, wäre es vermutlich nochmal einen Zacken schneller vorbei, das erste Babyjahr. Und dieses Jahr ist ja sowieso alles anders. Durch Corona fehlt uns allen mehr oder weniger ein halbes Jahr. Das ist bei so ziemlich allen, die ich kenne, mit einem Fingerschnipp an uns vorbei gezogen. Zumindest im Nachhinein. Das liegt sicher an der unglaublichen Kraftanstrengung, die man in diesen Monaten aufbringen musste. Wir alle. Wir mit (kleinen) Kindern sowieso. Und die mit Kindern, die nebenbei auch noch ihren Brotjob machen mussten, sind bis an ihre Grenze und darüber hinaus belastet worden. Kack-Corona. Aber echt!
Denn mit dem Drecks-Virus wird es auch auf dem Arbeitsmarkt nicht leichter. Nach meiner Elternzeit muss ich mir einen neuen Job suchen. Mein Vertrag lief aus und theoretisch wäre ich ab nächstem Jahr arbeitslos. Find ich doof. Will ich nicht sein. War ich noch nie. Und meinen Job liebe ich auch arg. Ich bin Redakteurin. War bei der Zeitung, mal kurz beim Fernsehen und die letzten zehn Jahre beim Radio. Ich mache einen super Job. Sogar unter erschwerten Bedingungen. Zum Beispiel mit nem Kind, das nur bis 12 Uhr im Kindergarten ist 40 Stunden Vollzeit arbeiten. Ein ganzes Jahr lang.
Himmel, das machen wir nie wieder! Dieses eine Jahr war so furchtbar und ich war überall zu wenig. Zu wenig da für meine Tochter, die eigentlich noch so gar nicht bereit war für Kita. Zu wenig da für meine Freunde, weil ich halt einfach mit zwei Kindern Vollzeit gearbeitet habe. Zu wenig da für meinen Partner, weil ich jeden Morgen um fünf Uhr aufgestanden bin und deshalb spätestens um neun auf der Couch eingeschlafen bin. Zu wenig da im Job. Weil ich immer ein schlechtes Gewissen hatte. Trotz der vielen freiwilligen Wochenenddienste, trotz abendlichen Mailchecks, trotz ausfallender Mittagspausen. Und wo war ICH eigentlich in der ganzen Tretmühle? ICH war irgendwann gar nicht mehr da. Nur noch die Frau, die funktionieren muss. Und nebenbei noch das neue Leben in ihrem Leib ausbrütet. Mit einem Ruhepuls von 170 und massiven orthopädischen Problemen. Man, man, man. Keine Ahnung, wie wir das gemacht haben. Mädels wusste ich in der Elternzeit immer, dass ich an den alten Arbeitsplatz zurückkehren kann. Die Finanzen waren gesichert. Und nun hänge ich in der Luft.
Hoffentlich nicht lange. Ich werde mich demnächst mal auf die Suche machen. Je nachdem, wie es mit der Eingewöhnung klappt. Es bleibt spannend.
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