Immobilienfrust statt Schöner Wohnen
Wir suchen ein Haus. Weil wir keine Millionäre sind, natürlich nicht in München. Sondern im Ländle. Doch auch da hatten wir ein frustrierendes Hausbesichtigungs-Wochenende.
Die Finanzierungszusage der Bank in der Tasche, der Entschluss gefasst, ein zeitlicher Rahmen steht. Bis spätestens September 2023 wollen wir im eigenen Garten mit Häuschen dran auf unser neues Leben anstoßen. Nur finden müssen wir die Kiste noch! Doch das ist gar nicht so leicht. Ich finde es ohnehin schon schwer, München Lebewohl zu sagen. Ich liebe die Stadt. Für alles, was sie bietet. Für die Gemütlichkeit. Den Dorfcharakter trotz so vieler Freizeit-Möglichkeiten, den Job-Chancen und natürlich danke ich dieser Stadt für all die wunderbaren Menschen, die ich hier gefunden habe. Oder sie mich gefunden haben. Eigentlich will ich gar nicht weg. Meine Kinder sind hier geboren worden. Ich fühle mich hier zu Hause. Für mich, mich entwurzeltes Menschlein, ist München Heimat geworden. Aber wir können nicht bleiben.
Zu fünft auf unsere 2,5 Zimmer verteilt haben wir so viel gemeistert. Zuletzt über ein Jahr Homeoffice im Wohnzimmer, zwei Kleinkinder und einen Säugling ohne Kita oder andere Betreuungsangebote. Und wir lieben uns immer noch! Damit das aber auch so bleibt, brauchen wir mehr Platz. Mehr Platz bedeutet in München seeeeehr viel mehr Geld. Ein eigenes Haus ist schlicht unerschwinglich für uns. Für eine Millionen gibt es lächerlich kleine Häuser. Gern renovierungs- und/oder sanierungsbedürftig. Das können wir uns nicht leisten. Eine größere Wohnung WOLLEN wir uns nicht leisten. Für die 5 Zimmer, die wir bräuchten, zahlen wir hier zwischen 2000 und 3000 Euro Miete im Monat. Die Rate für ein 500.000 Euro Haus ist wesentlich niedriger. Und das gehört uns am Ende. Ergo: Ziehen wir zurück in Simons Heimat. In die Gegend meiner Schwiegermutter. Das hat viele Vorteile. Vielleicht könnten wir eines Tages einfach mal zu zweit ins Kino gehen. Vielleicht hat Simon mal ein Büro. Und ich muss mit den Kindern nicht bei strömendem Regen draußen rum laufen, damit wir ihn nicht stören. Mehr Oma, mehr Platz, mehr Möglichkeiten. Johanna wünscht sich zum Beispiel von Herzen Kaninchen. Und ein Trampolin.
Am Wochenende setzten wir uns also in den Zug in Richtung Traumerfüllung. Vier Besichtigungstermine in zwei Tagen waren angesetzt. Das sind vier Chancen auf UNSER Haus! Ich mache es aber mal kurz: Das Wochenende war kacke anstrengend, weil wir bei brütender Hitze die meiste Zeit im Auto verbracht haben, um von Haus A nach Haus B zu kommen und dabei war nix. Das erste Haus war wunderschön und erschwinglich, hatte aber handtellerbreite Risse im Mauerwerk, die von der Umgehungsstraße verursacht wurden. Sorry aber wenn uns die Kiste unterm Arsch zusammenfällt, ist auch das beste Schnäppchen rausgeworfenes Geld. Und kaufen können wir genau einmal etwas. Danach sind wir pleite. Fehlversuche darf es also nicht geben. Haus Nummer zwei war viel zu klein und ohne Anbaumöglichkeit. Nummer drei super strange verwinkelt, extrem viel zu machen und es stank bestialisch. Haus Nummer vier war wunderschön. Groß, hell, eigentlich erschwinglich und mit parkähnlichem Grundstück. Es stand zwar viele Jahre leer aber wenn es wirklich für 200.000 Euro über den Tresen gegangen wäre, hätten wir noch Budget zum Sanieren gehabt. Dach, Heizung, Türen, Böden, Fenster. Da muss einfach alles gemacht werden. Ich hab mich trotzdem ein bisschen verliebt aber das windige Frettchen von Maklern hat uns nicht alles erzählt. Der war sehr merkwürdig und ist vielen Fragen ausgewichen. Ist das Haus wasserdicht, habe ich in Anbetracht eines vorhandenen Wasserschadens gefragt. Er antwortete: „Zu 99 Prozent schon!“ So ging das die ganze Zeit weiter und der Preis war inzwischen auf mindestens 300.000 Euro gestiegen. Bei der Besichtigung ging es zu wie im Taubenschlag. Mit uns hatte auch ein anderes Paar noch eine Besichtigung für 10 Uhr. Auf dem Weg zum Haus schlängelten sich die Autos und allesamt wirkten sie wild entschlossen, die Bude zu kaufen. Keine Ahnung, woher die alle so viel Kohle (und Mut) haben.
Mein Mut jedenfalls sank ganz beträchtlich nach dieser Besichtigung. Die Kinder hatten spätestens bei der letzten Besichtigung keinen Bock mehr und ich kann es ihnen nachempfinden. Mir geht’s nämlich genau so.
Ich weiß, wir suchen noch gar nicht lange und ich weiß, dass es nur die EINE, passende Immobilie und das nötige Quäntchen Glück braucht aber ich bin es einfach leid, mich anzubiedern. Ich will nicht mehr beweisen müssen, was ich alles kann. Was ich mir leisten kann und dass ich die Richtige für eine Stelle, ein Haus oder eine Bank bin. Ich bin jetzt grantig. Und gucke mal mit trotziger Entschlossenheit bei den einschlägigen Immobörsen nach.
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