Hausfrau und Mutter?
Wer bin ich? Wo will ich hin und erfüllt es mich, daheim die Care-Arbeit, sprich Kinderbetreuung, zu übernehmen? Nein. Tut es nicht. Aber warum ist das so?
Die Frage wälze ich jetzt seit Monaten, wenn nicht sogar seit Jahren im Kopf herum. Immer, wenn eine Freundin aus der Elternzeit zurück in den Job geht, frage ich sie, wie es läuft. Weil es mich ehrlich interessiert. Wieviele Stunden Arbeit? Wann fängst du an? Wie lange sind die Kinder in der Kita oder anderweitig betreut? Macht dich dieses Modell glücklich? Die letzte ist dabei natürlich auch die wichtigste Frage. Weil ich selbst keine Ahnung von Work-Life-Balance habe. Oder halt von der Vereinbarkeit von Job und Kindern. Bei mir war es bisher immer Scheiße. Ich war weder mit dem Einen, noch dem anderen glücklich. Dabei habe ich zwei Modelle schon probiert.
Bei Johanna bin ich nach einem Jahr Elternzeit zurück ins Büro. Ich habe mich so sehr darauf gefreut, endlich wieder arbeiten zu können. 30 Stunden die Woche. Sechs Stunden pro Tag. Plus jeweils eine Stunde An- und Abfahrt. Johanna habe ich dann mit Schnappatmung halb drei aus der Kita abgeholt. Und hatte immer das Gefühl, wertvolle Zeit mit meinem Baby zu verpassen. Rabenmutter. In der Arbeit war es auch nicht genug. Wenn man 13.30 Uhr den Stift fallen lässt, in der gleichen Stelle, in der man vorher locker bis 18, 19 oder 20 Uhr gearbeitet hat, dann fühlt sich das einfach nach nix an. Obwohl ich die Schlagzahl an Artikeln gleich hoch halten konnte, wie vorher in Vollzeit. Was das Problem war? ICH. MEINE Einstellung. MEIN schlechtes Gewissen.
Nach dem zweiten Kind der zweite Versuch. Vollzeit in neuer Firma. Kind zu dem Zeitpunkt anderthalb Jahre alt und kreuzunglücklich in der Kita. Da muss ich eigentlich gar nicht weiter schreiben. Dass dieses Vorhaben zum Scheitern verurteilt war, liegt auf der Hand. Und trotzdem haben wir uns alle durchgebissen. Ein ganzes Jahr lang. Auf Kosten aller Beteiligten. In der Arbeit war ich immer in Hab-Acht-Stellung. Zu recht. Der Anruf aus der Kita kam zuverlässig. Kind weint durchgängig. Bitte abholen. Mit ganz ganz viel Geduld und viel Bemühungen auf allen Seiten war Pauline dann drei Stunden am Vormittag ohne Nervenzusammenbruch dort. Nichtsdestotrotz mussten wir sie über ein Jahr lang bis spätestens 12 Uhr abholen. Ich stand jeden Morgen um 5 Uhr auf. Fing um sechs Uhr im Büro an und hab dann ohne Pause durchgezogen bis 11.30 Uhr. Habe fluchtartig den Schreibtisch verlassen um völlig durchgeschwitzt von der 30-mitütigen Radfahrt meine wartende Tochter abzuholen. Eine weitere halbe Stunde brauchte ich, um sie zum Mittagsschlaf zu bewegen. Hat nicht immer geklappt aber zumindest meistens. Dann habe ich mich zwischen 13 und 15 Uhr wieder hinters Laptop geklemmt und versucht, so richtig viel und das auch richtig gut weg zu arbeiten. Homeoffice war da noch nicht üblich. Es war ein großes Zugeständnis vor meinem Arbeitgeber und deshalb fühlte ich mich unter Druck, es allen zu zeigen. Dass ich eben auch von daheim aus stets erreichbar bin. Auch wenn das bedeutete, dass ich um 15 Uhr kurz meine Große aus der Kita holte, den Nachmittag mit den Mädels auf dem Spielplatz verbrachte und mich in den frühen Abendstunden wieder an den Rechner zu setzen. Und wenn die Mädels eingeschlafen sind, gleich nochmal, um wirklich ja nix Wichtiges zu verpassen. Allerdings bin ich um spätestens 21 Uhr selbst eingepennt. Entweder direkt mit den Kindern oder beim jämmerlichen Versuch, im dritten Anlauf mit meinem Mann einen Film zu schauen. Tja. Und was kommt jetzt?
Kind Nummer drei ist noch in der Eingewöhnung in der Kita. Das haben wir gelernt. Ich fange keinen neuen Job mehr an, ohne zu wissen, dass mein Kind im seelischen Gleichgewicht anderweitig betreut wird. Corona- und ferienbedingt ist Alexander jetzt allerdings seit einem Monat schon wieder daheim. Zuletzt war er gerade mal eine Stunde in der Krippe. Weiß der Geier, wann wir wieder anfangen können. Und so gerne ich Mama bin, so sehr ich die Zeit mit meinen Kindern genieße… ich sehne mich wie Sau nach Abwechslung. Ich will wieder arbeiten. Will geile Ideen haben, fluffig dahin schreiben, super Geschichten an Land ziehen, Menschen helfen, die echt in der Scheiße sitzen. Mutter sein ist undankbar. Ich bewundere Frauen, die so sehr in ihrer Mitte sind, dass sie sagen: Haushalt und Kinder: DAS erfüllt mich. Aber jetzt wird es spannend.
Gute Bekannte und Freunde von mir sind immer ganz überrascht, wenn ich ihnen das erzähle. Die sagen dann Sachen wie: „WAAAAAASSSS? Aber du wirkst so glücklich Katja. Das ist doch voll dein Ding.“ „Aber du bist doch für Kinder bestimmt!“ Und bliblablub. Wenn es nur Eine wäre, würde ich gar nichts darauf geben aber es sind wirklich viele. Und jetzt frage ich mich langsam: Kennen die mich alle so schlecht? Oder kenne ich mich vielleicht einfach schlecht?
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