Kindergeburtstag in der neuen Heimat – Von Anpassungsschwierigkeiten und Vorfreude
Ich plane gerade Paulines 5.ten Geburtstag. Der zeigt deutlich, wie schwer es ist, alte und neue Heimat unter einen Hut zu bekommen. Unsere Mittlere steckt im Gefühlschaos.
Seit circa zwei, drei Wochen muss sich mein seit Jahren trockenes Mädchen bis zu vier Mal am Tag umziehen. Sie pullert wieder ein. Aber so richtig. Kein „Upsi, das war ein Ticken zu spät“. So richtig wasserfallartig. Sie registriert es trotzig. Ich schimpfe nicht. Wozu auch? Aber dass die Waschmaschine rund um die Uhr läuft und ich mit Aufhängen, Anhängen, Verräumen kaum noch hinterherkomme, das nervt mich. Und das sage ich auch. Dazu wackelt sie wieder. Darüber habe ich schon ausführlich berichtet. Sie macht es nur, wenn die innere Anspannung groß ist. Und von der scheint sie gerade überwältigt zu werden.
Mein Kleinkind dreht nach dem Umzug durch
Sie ist völlig drüber. Laut. Sie schreit, macht Quatsch. Nie böse. Sie ist einfach den ganzen Tag so, wie Kleinkinder eben kurz vorm Schlafengehen drauf sind. Wer schonmal versucht hat, Eltern gegen 19.30 Uhr ans Telefon zu bekommen und das auch geschafft hat, weiß wovon ich rede. Danach klingeln einem nämlich die Ohren. Zusammengefasst merke ich einfach sehr, dass es ihr nicht gut geht. Wenn ich sie nach ihrem Befinden frage, sagt sie immer „Gut“ aber sie fühlt sich nicht recht wohl in ihrer Haut.
Das kann ich verstehen. Es scheint, als würde die Information langsam durchsickern, dass wir hierbleiben. Dass das kein lustiger Urlaub bei Oma ist, sondern ihr neuer Alltag. Ihre beste Freundin kann nicht zu ihrem Geburtstag kommen. Nicht wegen der rund 200km, die die beiden trennen, sondern weil die Familie ausgerechnet am Tag der Feier ein Haus besichtigen kann. Hunderte Kilometer weit weg in die andere Richtung. Eine vielversprechende Immobilie, auf die die Familie seit Jahren wartet. Wer könnte besser verstehen, als wir, dass sie da hinmüssen? Solche Chancen muss man ergreifen. Die ganze Familie würde dann das Wochenende darauf kommen und wir würden nachfeiern, beziehungsweise einfach tolle Sachen zusammen unternehmen, wie Ravensburger Spieleland oder sowas. Danach brauchen wir Muddis vermutlich Urlaub aber das nehmen wir in Kauf.
Kindergeburtstag mit Gästen, die sich nicht kennen
Im Grunde genommen finde ich das nicht so schlecht. Denn Pauline hat außer ihrer besten Freundin aus München ein Mädchen vom Kinderturnen und eins aus ihrer neuen Kindergartengruppe eingeladen. Beide kennen sich untereinander nicht. Ich denke, dass diese Konstellation schon spannend ist. Wenn da die beste Freundin oben drauf gekommen wäre, hätten die anderen beiden Mädels nix mehr zu melden gehabt. Und das ist ziemlich doof als Geburtstagsgast. Aber gut. Ich bin selbst auch gespannt. Die Mädchen kenne ich nur vom Sehen. Beide Mütter haben gefragt, ob sie dabei sein können. Klar können sie. Die wollen wahrscheinlich sicher gehen, dass wir keine seelenlosen Assis sind, die ihre Kinder anschreien oder sowas. Man will seinen Nachwuchs ja in guten Händen wissen. Ich habe eine kleine Schatzsuche mit Spielen an einem tollen See mit noch tollerem Spielplatz geplant. Der Schatz liegt am Ende im zerborstenen Piratenschiff auf einer kleinen Insel. Das hat doch Potenzial, oder? Hach. Das ist spannend alles. Und anstrengend.
Mehr Platz, weniger Anstehen - Ein Vorteil des Landlebens
Auf meinen persönlichen „Mir-fehlt-München-so-sehr“ Meltdown warte ich noch. Ich finds bisher ziemlich dufte aufm Dorf und in der Kleinstadt. Seit ich mobil bin jedenfalls. Es ist schön hier. Und ich finde es richtig erleichternd, für Attraktionen und Sehenswürdigkeiten nicht mehr eine Stunde anstehen zu müssen. Letztes Wochenende waren wir in der Bärenhöhle auf der Schwäbischen Alb. Da waren in Summe vielleicht 20 andere Besucher. Danach sind wir spontan zur Sommerrodelbahn im Nachbarort gefahren. Tickets gekauft und direkt los gerodelt. Das finde ich wirklich angenehm. In und um München war immer die Hölle los an den Wochenenden. Versucht mal, Sonntag Mittag bei Sonnenschein an den Tegernsee zu fahren. Was ich vermisse, sind unsere Freunde. Aber die kommen hoffentlich bald öfter her, wenn wir ihnen ein Plätzchen zum Schlafen anbieten können. Vielleicht im Zelt auf unserem Acker. So nenne ich unseren umgepflügten Garten liebevoll. Denn dass das Wohnhaus irgendwann mal einzugsbereit ist… ach, das ist ein Thema für nächste Woche. Ich bin diese Woche so spät dran mit Blog schreiben, weil Simon zum Arbeiten in München war. Zwischen Kinder, bringen und abholen, einem Job, den ich gut machen will, Hausarbeit und Nachmittagsprogramm, hatte ich echt mal so gar keine Zeit. Aber besser spät als nie, oder? Wird dann auch das Motto für unser Einzugsdatum. Aber jetzt erstmal weiter in Sachen Partyplanung. Hurra!
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