Einschulung ein Fehler? – Woher wissen wir, ob unser Korridorkind wirklich schulreif ist?
Johanna kommt in wenigen Monaten in die Schule. Bis vor Kurzem hatten wir daran keinen Zweifel. Dafür überrollen sie uns jetzt. Ist unsere 5-Jährige wirklich bereit für die Schule?
Von den Erziehern gabs in einem Tür- und Angelgespräch ein klares Go. Hat mich nicht überrascht. Johanna ist ne schlaue Maus. Kann schon ein bisschen lesen und rechnen. Sie malt besser als alle anderen in der Kita. Bastelt, kann sich über Stunden selbst beschäftigen, folgt langen Hörspielen. Sie teilt, hat ein Gefühl für Stimmungen und ist sonst eigentlich unauffällig. Also ab dafür! Oder lieber doch nicht?
Wenn wir jetzt zurückrudern, ist das fast ein bisschen peinlich. Die Anmeldung haben wir nämlich schon abgegeben. Um genau zu sein, hat sie die sogar selbst in den Briefkasten geworfen. Ganz stolz, bald ein Schulkind zu sein. Können wir jetzt überhaupt noch umdrehen? Und warum ziehen wir diesen Schritt überhaupt in Erwägung?
Eine Freundin hat mich ins Wanken gebracht. Sie schult ihre gleichalte Tochter NICHT ein. Auch auf Empfehlung der Erzieherinnen im Kindergarten. Vor allem aber aus dem Bauch heraus. Das steht auch schon ewig fest. Trotzdem hat auch sie sich jetzt nochmal gefragt, ob sie wirklich die richtige Entscheidung trifft. Wir haben zusammen die Pro- und die Kontraseite abgearbeitet und dabei ist mir massiv aufgefallen, dass eine spätere Einschulung, auch für uns, einfach keine Nachteile hätte. Im Gegenteil. Es gibt verdammt viele Gründe, die dafür sprechen, Johanna lieber ein Jahr länger in der Kita zu lassen.
Zuerst hätten wir da mal die Unsicherheit durch Corona. Auf Homeschooling, Wechsel- und Distanzunterricht hab ich wenig Lust. Wenn es nicht anders geht, dann muss man da durch. Klar. Aber bei uns GINGE es anders. In unserer Einrichtung ist außerdem das dritte Kind umsonst. Ebenfalls ein klares Pro, Johanna noch nicht in die Schule zu schicken. Was haben wir noch? Ihr bester Freund bleibt ebenfalls ein weiteres Jahr im Kindergarten. Mit ihrer besten Freundin, die dieses Jahr in die Schule kommt, hat sie sich so verkracht, dass ungewiss ist, ob sich die Freundschaft davon erholt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite unserer Wohnung wird eine Grundschule gebaut, die nächstes Jahr fertig werden soll. Da könnten wir ihr vom Kinderzimmerfenster aus auf den Schulhof zu winken. Super kurzer Schulweg. Wär schon nice. Und unsere Mädels wären dann nur eine Klasse auseinander. Finde ich auch ganz schön, sie nacheinander weg einzuschulen.
Wo ich das alles mal zusammenschreibe, frage ich mich echt, warum wir sie trotzdem angemeldet haben. Ja., Warum eigentlich? Weil die Erzieher es empfohlen haben. Weil wir daran glauben, dass sie zurecht kommen würde im Schulalltag. Auch wenn sie eine der Jüngsten in der Klasse wäre. Aber ihren Überflieger-Status würde sie vermutlich nicht halten können. Sie ist in manchen Situationen schon noch schüchtern. Aber hey. Sie wird auch erst im August sechs Jahre alt. Andererseits… hatte die Freundin mit der Tochter EIN verdammt gutes Argument, das mir im keine Ruhe lässt. Übrigens ist sie Lehrerin, die Freundin. Sie hat mehrere Mütter von Korridorkindern gefragt, wie sie im Nachhinein entschieden hätten. Einige hätten lieber später eingeschult. Einige konnten mit ihrer Entscheidung wunderbar leben. Aber sie haben durch die Bank weg gesagt, dass das eine Jahr extra jetzt auch nicht geschadet hätte. Kacke. Und was will Johanna? So genau wissen wir das gar nicht. Weder Johanna noch wir. Morgen spreche ich noch einmal mit ihrer Erzieherin und rufe in der Sprechstunde der Schule an. Die haben hoffentlich Erfahrung mit solch wankelmütigen Eltern, wie wir es sind. Am liebsten wäre mir, wenn wir gar keine Wahl hätten. Bei Pauline und Alex, die im April und Januar geboren sind, steht die Entscheidung von Vornherein. Jetzt haben wir nur noch zehn Tage um das Richtige zu tun. Aber was zur Hölle IST richtig?? Ich denke, ich schreib nochmal ne Liste.
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