Krippenstart für unser drittes Baby und mein Eingewöhnungstrauma
Morgen hat Alex seinen ersten Tag in der Krippe. Mit neun Monaten. Und mir geht der Arsch echt auf Grundeis. Ist ja auch kein Wunder nach der letzten (gescheiterten) Eingewöhnung…
Warum zum Henker gebe ich mein Baby mit minikleinen neun Monaten in fremde Hände? Ein Baby, dass weder Oma und Opa groß kennt, noch von sonst irgendwem jemals betreut wurde, außer von seinen Eltern. Ein Baby, dass noch nicht einmal seinen Papa als annehmbaren Mama-Ersatz empfindet! Am Samstag habe ich Baby-Sachen auf dem Flohmarkt verkauft. MIT Alex. Die kompletten sieben Stunden in Summe inklusive Auf- und Abbau, zirkelte der kleine Mensch in einem Umkreis von einem Meter um mich herum. Und der soll demnächst in die Krippe. WARUM?
Ich würde ich gern länger bei mir daheim behalten. Mindestens bis zu seinem ersten Geburtstag Mitte Januar. ABER: Unterjährig bekommen wir keinen Krippenplatz. Zumindest stehen die Chancen darauf extrem schlecht und das können wir nicht riskieren. Wenn wir erst nächstes Jahr im Herbst starten würden, wird uns das Geld knapp. Irgendwie würden wir es schon hinbekommen. Mit vielen Einschränkungen. Meinem schlechten Gewissen und einem Mann, der die komplette finanzielle Verantwortung für seine Familie trägt. Das will ich ihm nicht aufbürden. So weit, so klar. Und trotzdem fühlt es sich schlecht an. Aber wir haben auch eine (Eingewöhnungs-)Geschichte…
Johanna kam einen Tag nach ihrem ersten Geburtstag in die Krippe. Simon übernahm die Eingewöhnung und das war auch gut so. Ich hätte es nicht ertragen, wenn mein allergrößter Liebling die Händchen nach mir ausstreckt und nach mir weint. Ich hätte sie dann einfach wieder mit heim genommen und der Drops wär gelutscht. Ende. Simon berichtete, dass sie immer weinte beim Abgeben, sich dann aber von ihrer Bezugserzieherin gut trösten ließ. Dennoch flog mir das Kind ein halbes Jahr lang weinend entgegen, wenn ich sie abholen kam. Das war schlimm. Als Simon mir ein Video schickte, wie meine Tochter ihre ersten zaghaften Schritte wagte, schloss ich mich im Büro zum Heulen auf dem Klo ein. Ich habe ihre ersten Schritte verpasst! Ein ganzes, beschissen schlafloses, tränenreiches, schmerzhaftes, unglaubliches, schönes, liebevolles Jahr und ich verpasse dann doch diesen wichtigen Meilenstein! Mist.
Über Pauline will ich fast gar nicht sprechen. Ihre Eingewöhnung zog sich über ein Jahr und war eine Zerreißprobe für mich, meinen neuen Job, unsere Beziehung, unsere Familie. Denn Pauline wollte nicht ohne die Mama sein. Ums Verrecken nicht! Sie brüllte. Und litt. Unsere Kita gab alles. Schleppten sie in der Manduca durch den Garten, versuchten zu dritt das gerade eingeschlafene Kind ins Bett zu drapieren aber keine Chance. Das Kind wehrte sich mit allem ihm zur Verfügung stehendem gegen den Schlaf. Zur Verfügung stand ihr ihre Stimme. Und die setzte sie ein! Nach vielen Wochen kapitulierte der Kindergarten. Nachdem auch die Kinderpsychologin, die Erziehungsberatung und weiß der Geier nicht weiterhelfen konnte, stand die Diagnose: Die Mutter muss Schuld sein. Die könne nicht loslassen! Und ich schwöre bei allem, was mir heilig ist: Das hat mich tief verletzt. Weil es einfach nicht wahr war. Im Leben hätte ich nicht gedacht, dass dieses Kind SO an mir hängt. Ich WOLLTE arbeiten. Ich war SO froh, wieder im Job zum sein. Beim neuen Sender. Eine neue Chance. Und ehrlich: Ich liebe meinen Job wirklich. Mein Kind aber mehr und wenn ich mich entscheiden muss, brauche ich keinerlei Bedenkzeit.
Also verlor ich diesen Job. Pauline ist mittlerweile drei einhalb Jahre alt und geht okay gerne in den Kindergarten. Das ist der Unterschied. KinderGARTEN. Da wird nicht mehr geschlafen UND ihr bester Freund kam in ihre Gruppe. Jackpot. Es passt jetzt. Sie ist einfach auch geistig und emotional reif genug. War sie vorher nicht. Und ICH werde mir diesen Schuh auch nicht mehr anziehen. So jedenfalls der Plan.
Und morgen startet Alex. Unter anderen Bedingungen. Ist ja auch ein anderes Kind. Eines, das übrigens unter Affektkrämpfen leidet. Er wird blau und fällt in Ohnmacht wenn er sich wehtut oder gefrustet ist und ich ihn nicht SOFORT tröste. Spitzen Ausgangslage also. Aber wer weiß? Am Ende überrascht uns unser Jüngster. Und macht das alles super.
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