Corona-Test, Quarantäne und Muddis Sehnsucht nach Freiheit
Ich habe diese Woche meinen ersten Corona-Test und parallel dazu auch zum ersten Mal staatlich verordnetes Ausgehverbot gehabt. Wieso, weshalb, warum, find ich das gar nicht dumm?
Seit Tagen ist mir immer mal wieder übel gewesen. Diese latente Übelkeit, die man aus Schwangerschaften kennt. Ich hatte tatsächlich schon im Hinterkopf, was wäre wenn…? Kann ich aber definitiv ausschließen. Dazu kam Husten. So ein ganz fieser, tief sitzender Husten, der einem die Luft abschnürt aber (noch) nicht raus will. Wenn er sich dann endlich löst, brennt die Lunge wie Sau und es fühlt sich trotzdem tausend Mal besser an. Pauline hat damit angefangen. Dann kam ich, dicht gefolgt von Simon und Johanna und inzwischen hustet auch der kleine Alex. Simon war in erster Linie sauer darüber. Er isoliert sich total. Homeoffice, kaum draußen. ER ist auch mal drei Tage am Stück durchgehend in der Wohnung. Einkaufen gehe ich. Er hat wirklich zu niemandem Kontakt außer uns – seiner Kernfamilie. Und trotzdem hockt er jetzt hier und es geht ihm Scheiße!
Ich kam ins Grübeln und habe natürlich Doktor Google befragt. Übelkeit, Kopfschmerzen, Husten… Können alles stinknormale Erkältungssymptome sein. Aber auch Corona. Ich halte mich an alle geltenden Regelungen aber ich fasse auch Sachen im Supermarkt an. Johanna wollte letzte Woche eigentlich eine Freundin einladen. Dürfte sie ja theoretisch. Praktisch weiß ich aber, dass das Mädel Großeltern hat, von denen ein Teil nur noch 25 Prozent Lunge mit sich herum trägt. Ich könnte nicht mit dem Gedanken leben, Schuld am Tod eines Menschen zu sein. Weil ich so larifari unterwegs war. Also habe ich beim Hausarzt angerufen. Nach Schilderung der Symptome habe ich für den gleichen Tag einen Termin bekommen. Am Abend wartete ich mit meinem persönlichen Pager draußen vor der Praxis. Er klingelte, ich durfte rauf. Probe wurde genommen (zum Glück nicht aus der Nase, mein persönlicher Horror) und ab damit ins Labor. Das Ergebnis sollte ich 36 Stunden bekommen. Bis dahin hieß es Quarantäne.
Der Test war am Mittwoch. Also verbrachte ich einen wunderherrlichen Frühlingstag in unserer kleinen Wohnung. War eine gute Gelegenheit, den Balkon auf Frühling zu trimmen. Der Sandkasten wurde zu Alex‘ großer Freude eröffnet, die Hängematte feierlich eingeweiht und überhaupt haben wir den Tag gut rum bekommen. Fand es trotzdem schade, mich bei dem Wetterchen nicht einfach mit den Kids aufs Rad schwingen zu können. Als Freitag Morgen das Telefon läutete, rutschte mir das Herz in die Hose. Ich habe gar nicht WIRKLICH damit gerechnet, dass ich Corona habe. Als die Praxis dann anrief, hatte ich trotzdem einen Puls von 178. „Ich rufe wegen des Coronatests an.“ Ich so: „JAAAAA?“ Praxis: „Das Ergebnis ist da.“ Ich so: „JJJJAAAA????“ Praxis: „Ja, das war negativ.“ Und ich so: „Fuuuuhhhh!“ Boah, war ich erleichtert. Hab mir sofort die Kinder geschnappt und habe ne kleine Radtour zu einem weiter entfernten Spielplatz gemacht, den die Mädels besonders mögen. Alex inzwischen auch. Der geht ab wie ein Schnitzel auf Spielplätzen. Schaukeln, Rutschen, mit Sand werfen, ins Spielhäuschen klettern, Karussell fahren… Was freue ich mich auf den Frühling mit ihm! Und so ganz langsam bekommt man fast das Gefühl der Normalität zurück. Geht nicht nur mir so. Freunde berichten ähnliches.
Jetzt sind wir noch eine Woche im Lockdown. Sicher eine Woche. Vielleicht mehr. Aber da ist eine Veränderung in greifbarer Nähe. Und ich weiß damit gar nicht so recht umzugehen. Was ist denn, wenn die Kinder ab dem 15.ten Februar wirklich wieder in die Kita gehen. Alex Eingewöhnung muss neu gestartet werden. Der war sechs Wochen in der Eingewöhnung in der Krippe und ist seit zwei Monaten komplett daheim. Also alles wieder auf Null? Fakt ist, ich wäre nicht bereit, ihn länger als einen Vormittag los zu lassen. Aber auch meinen Mädels stehe ich ambivalent gegenüber. Das wird komisch, wenn sie wieder von neun bis drei in der Kita sind. Ich werde sie vermissen. Und ich traue mich gar nicht, mir das so richtig vorzustellen aber ich denke, dass ich auch aufatmen werde. Nicht, weil ich froh bin, sie los zu werden. Gar nicht. Aber ich bin 24/7 verantwortlich und abrufbereit. Ohne Pause. Bei drei Kindern permanent daheim und einem arbeitenden Mann bin ich die erste Anlaufstelle. Und ich werde angelaufen. Die ganze Zeit.
Um sieben steht DER Erste auf, um neun schläft DIE Letzte ein. Alle einschlafbegleitet. Alle durch die Nacht begleitet. Alexander stillt mit seinen bald 13 Monaten stündlich in der Nacht. Es wäre gelogen, zu sagen, dass es mir nichts ausmacht. Das schlaucht natürlich. Gegen sieben lege ich ihn hin und bis ich um Mitternacht selbst ins Bett gehe, flitze ich vier mal die Treppe rauf. Stille ihn. Und schleiche wieder runter. Das ist verdammt viel Nähe. Eine Nähe die wundervoll ist, mich aber auch echt einengt von Zeit zu Zeit.
So langsam kommt sie wieder. Die Lust aufs Arbeiten, auf einen Ausgleich zum Knochenjob Muttersein. Ich brauche dringend wieder einen Knochenjob fürs Hirn. Wobei. Das hat ja keine Knochen. Also einen Hirnjob. HILFE! Seht Ihr? Das meine ich? Bis ich was Passendes gefunden habe oder idealerweise gefunden werde (wär das geil!), übe ich erstmal Loslassen. Vielleicht wird das ja leichter als gedacht.
Hinterlassen Sie einen Kommentar