„Wie lange ist denn noch Corona?“
Ich hab grad wirklich keinen Bock mehr. So schauts bei uns nach drei Wochen Kita zu aus.
Es ist anstrengend. Nicht unbedingt die Kinder. Die sind auch mitunter anstrengend aber wir haben uns auch ganz gut arrangiert und insgesamt finde ich unser Familienleben gerade sehr harmonisch. Aber ich hab seit ein paar Tagen einfach ein kleines Tief. Und eben keinen Bock mehr. Keinen Bock auf den Hindernislauf im Supermarkt oder im Park. Wie wir alle mit Mindestabstand umeinander herum tänzeln als wäre jeder von uns der wandelnde Tod. Und ja, ich weiß, dass es tatsächlich so sein könnte. Man sieht ja nicht, wer potenziell gefährlich ist. Aber es ist trotzdem krass. Was das für eine Nummer ist, sickert einfach nur langsam in mein Bewusstsein.
Mir fehlen unsere Freunde. Nicht nur die der Kinder. Auch meine. Meine Lieblingsmuddis, alte und neuere Freunde. Mir fehlen unsere regelmäßigen Zoobesuche. Die Freiheit, abwechselnd auf unsere drei favorisierten Spielplätze zu gehen. Außerdem hatte ich mich sooo sehr darauf gefreut, dass die Girls ab April endlich zusammen zum Kinderturnen gehen können. Immer dienstags ab 16 Uhr für drei bis vierjährige Kinder. Johanna hätte schon länger hin gekonnt aber Pauline wollte so unbedingt mit und hat während einer Probestunde der Großen so bitterlich geweint, dass ich beschlossen habe, zu warten. Eben bis sie zusammen hin können. Das ist jetzt rum. Der Verein öffnet wegen der Corona-Krise erst nach den Sommerferien wieder. Und dann ist unsere Große fünf Jahre alt und außerhalb der Altersrange. Mann ey… Was fehlt noch? Die Möglichkeit, eine Picknickdecke auf die Wiese zu werfen. Das Wetter ist gerade so wundervoll. Da könnte auch der Kleine gemütlich liegen und die Blätter in den Bäumen über ihm beobachten. Die Mädels fragen auch wieder nach. Haben sie eigentlich nur am Anfang der Ausgangsbeschränkungen gemacht. Und jetzt eben wieder. „Mama, wann dürfen wir wieder auf den Spielplatz? Wann können wir endlich wieder mit XY spielen? Und wann ist Corona denn jetzt vorbei?“ Ich versuche, all diese Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten. Und ich bin gespannt auf den Dienstag nach Ostern. Mal gucken, ob wir da einen Fahrplan kredenzt bekommen. Und wie der uns gefällt.
Natürlich weiß ich, dass all das Jammern auf hohem Niveau ist. Ich bin in Elternzeit. Meine Kinder sind alle noch klein. Kindergartenkinder und ein Baby. Easy. Nicht mal Homeschooling fällt bei uns an. Die Mädels haben sich. Die geben es sich zwar auch ordentlich aber sie haben mindestens genau so viel Spaß miteinander wie sie streiten. Das ist für mich eine gesunde Geschwisterbeziehung. Das Baby ist dabei außen vor. Der ist so süß und lacht alle an, dass den alle einfach nur lieb haben. Da hat er sich eine hervorragende Taktik ausgesucht, um sich ins Familiengefüge einzuordnen. Wir haben so sehr auf ein entspanntes Baby gehofft und sind gerade total fassungslos und glücklich darüber, dass Nummer drei tatsächlich so ein glücklicher, kleiner Zeitgenosse ist. Ich muss mich zusammenreißen, dass ich nicht direkt anfange zu heulen, wenn ich das schreibe. Sein Lächeln ist der Wahnsinn. Wenn wir uns zum Beispiel alle am Abendbrottisch kabbeln, sitzt er da in seinem Newborn-Aufsatz und strahlt einfach fröhlich in die Runde. Einem von uns anderen fällt es auf, der sagt es den anderen, alle gucken und dann kommt immer so ein Kollektives: Aaaawwww. Und alle sind für einen Moment ganz selig. Das kann er, der kleine Alexander. Unser Corona-Anti-Lagerkoller-Familienkitt.
Mein Mann hat sich im Homeoffice auch gut eingerichtet und ich verschwinde zu seiner Hauptkonferenzzeit mit den Kindern aus dem Haus. Meistens spazieren wir zum nahegelegenen Bach und bauen dort Brücken. Da dürfen die Mädels dann einmal den Bach überqueren und weiter geht’s. Man soll ja nicht länger an einem Ort verweilen. Ist halt doof, wenn es gerade so viel Spaß macht aber es ist ja (hoffentlich) nicht für lange. Und wir haben uns. Ich bin glücklich darüber, dass ich meine Familie habe. Wir haben auch alleinstehende Freunde. Die haben zum Teil angefangen, sich mit ihrem Kühlschrank zu unterhalten. Manchmal wünsche ich mir auch ein Stündchen allein. Oder wenigstens mal allein aufs Klo gehen zu können aber um nichts in der Welt würde ich meine Crew tauschen wollen.
Den Jungs in unserer Familie macht die Situation übrigens so gar nichts aus. Der kleine Narkprasert kriegt eh noch nix davon mit und der große Narkprasert ist Programmierer. Da gibt es so eine nette Grafik dazu. Programmierer. Programmierer in Quarantäne. Genau das gleiche Bild. Typ in Jogginghose vorm Computer. So schaut‘s aus. Und zu Hause ist es ja eh am schönsten.
P.S.: Hier ein paar Sprüche meiner Mädels, die mich heute zum Lachen gebracht haben.
Johanna: “Ich weiß jetzt, was der Osterhase dir bringen kann Mama!” Ich: “Mir, echt? Was denn?” Johanna: “Ein echtes Prinzessinenkleid. Weil du als Kind nie eins hattest.”
Das habe ich ihr vor WOCHEN mal vor den Latz geknallt. Dass es ihr so gut geht, sie so viele Kleider hat und ich nie eins hatte. Sie hat es sich nicht nur gemerkt, sondern auch eine Lösung gefunden. Oh, Gott. Ist das süß!
Pauline klaut sich meine (teure) Sonnebrille und verbiegt sie übel beim Aufsetzen. Ich will schimpfen, setze an und sie sagt:
“Aber Mama, so darfst du nicht mit mir reden!” Ich so (zickig): “Wieso nicht?” Pauline (huldvoll): “Ich bin die Frau Dame. Ein bisschen Respekt bitte (kichert)!” Ich so: “Muhahahahahaha”
Nochmal Pauline. Ich wickle Alexander. Er ist voll gekackt bis unter die Achseln. Pauline hängt begeistert über dem Wickeltisch und stellt fest:
“Babys machen gelbes Kacka!” Ich: “Jupp, so lange sie Milch bekommen. Noch irgendwelche Feststellungen mein Schatz?” Paulinchen: “Gelb ist meine Lieblingsfarbe!”
Ja dann Herrschaften. Fröhliches Durchhalten weiterhin!
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