Entspannt Zugfahren mit Kindern oder: Auf zur Oster-Oma
Buuuummm, zwei mal 600 Kilometer Zugfahrt allein mit drei Kindern. Zur Oma. Die wir coronabedingt seit acht Monaten nicht gesehen hatten. Das klingt doch nach Erzähl-Stoff!
Ich setze nur ganz, ganz selten mal eine Woche mit Schreiben aus. Letzte Woche war so eine Nullrunde aber ganz ehrlich. Ich hätte nicht gewusst, wie ich das noch unterbekommen soll. Unser Paulinchen – unsere wunderbar wilde, schlaue, lustige Pauline – hat am Donnerstag ihren vierten Geburtstag gefeiert. Ich habe ihn allein organisiert. Gäste, Geschenke, Location, Deko und ein Schokoladenkuchen in Form einer 4. Ich habe eingepackt, telefoniert und organisiert und was soll ich sagen? Alle Geschenke waren pünktlich da. Das verdammte Fahrrad sogar am Vorabend (!) abholbereit. Das war ein Timing! Gäste glücklich, Kuchen lecker, Spiele gut, Preise gut. Und das Wichtigste: Ein sehr sehr glückliches kleines Mädchen. Das barfuß bei 23 Grad mit dem Pinata-Knüppel in der Hand in die Runde sagte (sie hatte zwei Gäste, beide 3 Jahre alt): „Ich habe euch alle eingeladen und ich bin so glücklich, dass ihr da seid.“ Und ich glaube, genau das war auch der Punkt. Gäste da haben zu dürfen. Sie hat den dritten Geburtstag im harten Lockdown nicht vergessen. Umso schöner, dass es jetzt so lief.
Dann kam die Schwiegermutter zu Besuch. Wir verbrachten einen schönen Freitag. Am Abend hab ich die Tasche für die Kinder und mich gepackt und dann ging es auf zur Oma. Mich fragen immer alle, wie ich das mache. Zugfahren mit Kindern. Ob das nicht unglaublich anstrengend ist. Was soll ich sagen? Wenn ich zu meinen Eltern fahre, ist die Zugfahrt wirklich der entspannteste Part. Aber im Ernst: Ich glaube nicht, dass es eine angenehmere Art zu Reisen gibt wenn man kleine Kinder dabei hat. Im Zug können sie sich ein bisschen bewegen. Man muss nicht für Pinkelpausen anhalten, es gibt Essen und Getränke und dazu meistens auch noch nette Gesellschaft. Letzteres ist natürlich Glückssache. Können auch super doofe Arschgeigen neben dir sitzen. Passiert uns aber selten. Weil mich aber auch Freundinnen oft nach Tipps fürs Zugfahren gefragt haben, kommen hier meine Wichtigsten:
-
Wenn möglich, Gepäck voraus schicken, damit man nicht so viel mitschleppen muss. Klamotten schicke ich gerne vorab mit der Post und düse dann nur mit ein bisschen Wechselwäsche für den Notfall los.
-
Beschäftigungskram kaufen. Geheime Sachen natürlich. Stickeralben, Kratzbücher, Rätselhefte, das kack-teure Filly-Magazin, eine Schleich-Zeitung… Im Vorfeld lasse ich es richtig krachen und kann die Sachen dann aus meiner top secret Zugfahr-Tüte ziehen.
-
Proviant. Eltern wissen das eh. Es ist elementar genug Essen und Getränke dabei zu haben. Bei uns gilt zum Beispiel, dass auf Reisen mehr erlaubt ist als sonst. Ich habe einen Notfall-Vorrat Schokobons dabei. Habe sie beim letzten Mal aber eingepackt gelassen.
-
Strategisch vorgehen. Nach einer Stunde ICE holen sich die Kinder ihre Gratis-Züge ab. Pro-Tipp: Der Karton vom Kids-Menü ist ein Bahnhof. Da kann man mit dem Zug-Geschenk direkt spielen. Hält bei uns eine halbe Stunde. Eine halbe Stunde, die uns wieder meckerfrei näher ans Ziel gebracht hat.
-
Wir fahren immer so, dass das Mittagessen in die Zugfahrt fällt und wanken dann chic ins Bordrestaurant. Ist bei uns fast schon ritual. Die Mädels bestellen auch immer das Gleiche. Tomatensuppe und danach Milchreis. Danach Hände waschen, wickeln, alle aufs Klo. Schon ist die nächste Stunde geschluckt. Tatsächlich finde ich Reisen (egal mit welchem Gefährt) mit Kindern viel kurzweiliger als mit dem Partner oder allein. Ich bin ja die ganze Zeit beschäftigt. Alexander hat uns den Gefallen getan und sowohl auf der Hin- als auch der Rückfahrt fast zwei Stunden gepennt. Lag vielleicht an der Tomatensuppe. Die hat er weggeschlürft, als wäre sie sonst wie lecker aber weiter im Text.
Ostern war anstrengend. Emotional anstrengend. Fünf Tage haben wir in der kleinen Bude meiner Eltern gehockt. Sie sind beide nicht gut zu Fuß, wohnen im Niemandsland und unser einziger Weg nach draußen, hat auf den Spielplatz vorm Block geführt. Es war eisekalt, hat geschneit, gehagelt und geregnet und der Oma-Osterhase hat versucht, mangelnde Action mit Schokolade und Geschenken zu kompensieren. Pro Kind mehr als ein halbes Kilo nur Schokolade. Das ist sogar mir zuviel. Und ich bin eh lasch in Sachen Zuckerkonsum… Aber das wird zu lang jetzt.
Ab Morgen ist wieder Kita – zumindest für eine Woche – und ich bin gespannt, wie die Umstellung wird. Ich habe jetzt schon wieder seit Wochen 24/7 die Kinder um mich herum und eine 12 Kilometer lange To-Do-Liste, der Dinge, die ich angehen will, wenn die Kids zwei Stunden außer Haus sind. In zwei Stunden OHNE Kinder kann man ja extrem produktiv sein. Theoretisch.
Hinterlassen Sie einen Kommentar