Abstand auf dem Spielplatz und mein beschissener Umgang mit Trotzanfällen
Jeah! Keine besonders kunstvolle Überschrift aber die sagt halt auch alles, womit wir uns seit letzter Woche so rumschlagen. Zusätzlich zur Corona-Scheiße macht mir die Wackelzahnpubertät zu schaffen. Ganz sicher werde ich nicht mehr Mutter des Jahres…
Gleich als sich die Gelegenheit bot, verabredeten wir uns mit guten Freunden auf dem Spielplatz. Was hatten wir sie vermisst! Acht Wochen nicht sehen waren hart. Vor allem, weil bei dieser befreundeten Familie die Konstellation so gut passt. Manus Kinder sind nicht nur fast genau so alt wie meine, sondern sie verstehen sich auch noch super. Der fast dreijährige Jonas ist einer von zwei Freunden meiner Mittleren. Und Felicitas ist eine der ältesten Freundinnen meiner Johanna. Wenn man das über fast Fünfjährige überhaupt sagen kann. ÄLTESTE Freundin. Aber wurscht. Wir wählten einen Spielplatz, der immer leer ist. Oder vor Corona war. Denn am Mittwoch Vormittag sahen wir dort zum ersten Mal überhaupt andere Kinder. Wir haben uns dann ans andere Eck verzogen. Da waren wir allein auf den Reifenschaukeln und im Sand uns es war wirklich schön. Die Kinder waren völlig gelöst. Man hat richtig gemerkt, wie sie sprühen und funkeln vor lauter Übermut. Bis Jonas den totalen Heulanfall bekam, weil er keine Karotte von uns haben durfte. Wollte Manu nicht. Es ist schwer genug, zu verhindern, dass sich die Kinder zu nahe kommen, sie müssen nicht auch noch das gleiche Essen antatschen. So der Ansatz. Was mich betrifft: Ich weiß nicht was richtig und praktikabel ist.
Am Wochenende haben wir uns nämlich auch noch mit der allerbesten Freundin meiner Großen auf einem neutralen und leeren Spielplatz getroffen. Und die hat penibel bis panisch den geforderten Abstand gehalten. Sie rannte weg, wenn ihr Pauline beim Erzählen zu nahe kam und alle von Johanna vorgeschlagenen Spiele waren mit dem Abstand einfach doof. Johanna war heftig überfordert. Sie wollte dann auch bald nach Hause. Als ich die Kleine zum Abschied fragte, was sie sich zu ihrem Geburtstag Ende des Monats wünsche, antwortete sie: „Einen neuen Mundschutz!“ Hm. Das schwingt immer noch in mir nach. So etwas muss doch Spuren hinterlassen. Das macht doch was mit unseren Kindern. Johanna jedenfalls meinte, dass sie sich lieber wieder mit Lea trifft, wenn Corona vorbei ist.
An zwei weiteren Tagen fuhren wir an den Spielplätzen nur vorbei weil sie schlicht zu voll waren. Also so richtig bumsvoll. Auf einem war unser halber Kindergarten versammelt und während meine Töchter ihre Runden mit den Puppenwagen durch den Park drehten (in Sichtweite und gerade eben fahren sie voll auf ihre Babys ab), kamen drei Kindergarten-Mütter zu mir zum Plaudern. Ich liebe es zu quatschen. Zu erfahren, wie andere mit der Situation umgehen, wie es ihnen damit geht. Aber es war mir auch unangenehm. Wir halten natürlich den erforderlichen Abstand beim Sprechen aber unsere Kinder tun es nicht. Die kennen uns auch und weil ich Monate im Kindergarten unter der Treppe zugebracht habe (Stichwort Eingewöhnung), kennen mich auch sauviele Kids und kommen zu mir, um mir irgendwas zu zeigen, fragen mich, ob ich ihnen die Rutsche hoch helfen kann oder andersrum: Die anderen Muttis springen meiner Mittleren zur Seite weil die nach mir ruft, ich aber gerade das Baby stille. Ein wundervoller Umstand aber jetzt? Mit fadem Beigeschmack.
Ich habe beschlossen, solche Situationen zu meiden. Wir verabreden uns mit zwei Familien vormittags auf wenig beliebten Spielplätzen und gut ist. Ansonsten ziehen wir weiter unsere Runden um den Hachinger Bach. Müssen wir auch. Ab Morgen hat mein Liebster nämlich leider wieder Homeoffice und er hat uns schon gebeten, so wenig wie möglich zu Hause zu sein. Ja, vielen Dank auch… Ich mach drei Kreuze, wenn sein Kollege wieder das Feld räumt und mein Mann zurück ins Büro kann. Da darf nämlich immer nur einer im Büro arbeiten. Wenn die nachmittags allerdings auf den Spielplätzen rumhängen, ist das eh für die Katz.
Nun gut. Jetzt bin ich gar nicht mehr dazu kommen, von meiner pubertären bald fünfjährigen Tochter zu berichten. Und meinen fragwürdigen Erziehungsmethoden. Aber ich verspreche, mich nächste Woche dafür zu rechtfertigen, dass ich Johanna Spaghetti ins Gesicht geklebt habe. Vielleicht.
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