Babys achte Woche: Die Mama-Community und wie man es schafft nicht in Selbstmitleid zu versinken

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Stillen oder Nicht-Stillen. Das war hier nie die Frage. Und doch muss ich mich mit einem Thema auseinandersetzen von dem ich selbstverständlich ausgegangen bin, dass es keins wird. Und das bringt mich an meine Grenzen. Physisch und psychisch. Gut dass ich mit meinen Problemen nicht allein da stehe!

Danke Mädels! Ich seid mir eine riesige Hilfe!

Ich heule als gäbe es kein Morgen. Der Grund: Mein Baby hat sich so derart in Rage geschrien, dass nichts mehr sie trösten kann. Und das macht mich auch traurig, verzweifelt, haltlos schluchzend. Der Grund: Sie hat Hunger. Und ich allein kann sie nicht satt bekommen. Zumindest nicht mit meiner Milch. Denn die reicht nicht. Das ist jetzt offiziell. Wegen unserer Stillproblematik war ich mittlerweile drei Mal bei einer Stillberaterin. Und die hat mir extrem weiter geholfen. Ihr erster Tipps war nämlich, dass ich mal meine Schilddrüsenwerte checken lasse. Nach allem was ich tue, trinke, esse, die Häufigkeit in der ich mein Kind anlege, wie die Kleine trinkt… All das kann kein Grund dafür sein dass meine Tochter ach stundenlangem Trinken immer noch Hunger hat. Und die Stillberaterin vermutet eine Schilddrüsenunterfunktion. Wenn ich die hätte, sei es gut möglich dass die Milchproduktion nicht ausreichend in Gang gekommen wäre. Denn der Hormonmangel greift empfindlich in Stoffwechselprozesse ein. Und Milchbildung ist so ein Soffwechselprozess… Also auf zur Ärztin!

Die hat mir Blut abgezapft, ins Labor geschickt und Bingo. Ich habe tatsächlich diese Unterfunktion. Und meine Werte sind nicht mal so geringfügig von der Norm abweichend. Jetzt bekomme ich das fehlende Hormon in Tablettenform und hoffe inständig, dass sich die Sache mit der Milch doch noch einspielt. Stillen ist mir nämlich eine Herzensangelegenheit. Warum, kann ich gar nicht so genau sagen. Vielleicht hat es auch mit dem Notkaiserschnitt zu tun. Wenn ich mein Kind schon nicht anständig auf die Welt gebracht habe, will ich sie wenigstens aus eigener Kraft ernähren. Klingt verrückt? Für die meisten Menschen sicher, für Mütter in meiner Situation aber nicht und ich bin froh dass ich die habe um ihnen mein Leid zu klagen. Denn all die vernünftigen Argumente („Der Kaiserschnitt musste gemacht werden weil das Leben deiner Tochter und auch dein eigenes auf dem Spiel stand!“) helfen mir nicht. Ich weiß das auch. Ich bin schließlich ein vernunftbegabtes Wesen aber in Hinblick auf mein Baby ist einfach nichts von dieser rationalen Seite übrig. Ich fühle mich wie ein Versager.

Eine Rabenmutter, mit jedem Fläschchen das ich gebe. Dabei füttere ich nicht mal viel zu. Circa ein sechstel bis ein fünftel ihres Gesamtbedarfes bekommt meine Kleine in Form von Pulvermilch. Mein Freund hat mich beim letzten Heulkrampf schon gebeten, mir Hilfe zu suchen. Doch die habe ich zum Glück schon längst. In Form meiner geliebten Mutti-Community!

Der Babyboom in München hat auch gute Seiten für mich (nicht nur Negative, wie die Angst um meinen Krippenplatz). Nämlich jede Menge Mit-Mütter mit Kindern im gleichen Alter. Der Sohn meiner Nachbarin ist vier Wochen älter als meine Tochter. Eine Freundin in der Parallelstraße hat eine Tochter, die knapp anderthalb Wochen nach meiner auf die Welt kam und alle acht Frauen aus dem Geburtsvorbereitungskurs haben ebenfalls alle Babys im selben Alter. Und das ist großartig. Denn wir tauschen uns fleißig aus. Und immer wenn man denkt, mutterseelenallein mit einem Problem dazustehen, kann man es in unsere Mutti-WhatsApp Gruppe schreiben. Minuten später kommen Tipps, Antworten, eigene Erfahrungen. Und die sind oft einen Tacken schlimmer als bei einem selbst, eine Mutter hat die gleiche Situation, sieht darin aber kein Problem und so weiter. Sichtweisen ändern sich durch diesen Austausch. Probleme werden kleiner oder relativiert. Man ist nicht allein. Und egal wie besonders einem die eigene Situation vorkommt: In nicht allzu weiter Entfernung kämpft eine Mutter gerade mit genau der gleichen Scheiße. Und das zu wissen, gibt Kraft. Und Mut. Und Freude. Denn aus den losen Bekanntschaften werden über die Zeit zarte Freundschaften. In denen von Anfang an Tacheles geredet wird! Sie haben sich gefragt wie man mit Baby aufs Klo gehen kann? Geht alles! Manch eine schafft es sogar währenddessen ungerührt weiter zu stillen! Und noch eine tolle Sache an der Mama-Community: Sie ist immer da. Man schreibt sich früh um drei den Frust von der Seele oder stellt einfach nur fest dass der Mond heute Nacht besonders toll aussieht. Man bekommt mit Sicherheit eine Antwort. Ja, um die Uhrzeit. Denn man ist nie die Einzige, die von ihrem Kind um die nachtschlafende Zeit aus dem Bett geworfen wird. Und das macht auch die negativen Seiten des Mama-Seins erträglicher. Und dafür muss man auch einfach mal sagen: Danke Mädels!!

Und jetzt wische ich mir den Rotz von der Nase und mach das Fläschchen halt fertig. Hier geht’s schließlich um mein Baby. Und dem soll es gut gehen. Und ein sattes Baby ist auch ein zufriedenes Baby. Und wenn das Baby zufrieden ist, ist es die Mama auch.

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