Babys fünfte Woche: Kinder haben Eltern und Eltern haben Ansichten…
Meine Mutter hat es endlich geschafft ihre Enkelin kennen zu lernen. Ich habe mich richtig auf ihren Besuch gefreut. Doch kaum ist sie da, kracht es auch schon zwischen uns. Kindererziehung ist Glaubenssache stelle ich fest…
Meine Süße ist jetzt schon fünf Wochen alt und die U3 steht an. Den Termin dafür haben wir bereits kurz nach der Entlassung aus dem Krankenhaus gemacht denn auch die Kinderärzte sind vom Babyboom betroffen. Der am nächsten zu unserer Wohnung liegt zum Beispiel hatte keinen Termin mehr für uns. Blöd. Aber dann fahren wir halt die paar Stationen mit der U-Bahn zum nächsten Arzt. Der wurde mir eh von den Schwestern empfohlen.
Ich nehme meine Mutter mit. Sie ist für drei Tage zu Besuch um ihre Enkelin endlich kennen zu lernen. Vorher ging es nicht weil sie keinen Urlaub bekommen hat. Zuerst einmal hatte ich Schiss überhaupt zum Kinderarzt zu kommen. Der Termin war nämlich für 10.30 Uhr angesetzt und um die Uhrzeit bekommt meine Tochter normalerweise ihren Brunch. Egal. Ich versuche sie rechtzeitig abzufüllen und packe sie in den Kinderwagen. Sie meckert ein bisschen, schläft aber fast augenblicklich ein als wir das Haus verlassen. Erst in der Praxis wird sie wieder wach und hat Hunger. Also lege ich sie an. Sind ja eh nur Frauen im Wartezimmer und wenn meine Kleine Hunger hat, hat sie eben Hunger. Meine Mutter reagiert pikiert. Dabei sieht man nicht mal was von meinen Möpsen weil ich ein spezielles Stillshirt anhabe. Meine Mum hätte das nicht gemacht aber ihr Umfeld war auch ein ganz anderes. Ich werte das nicht. Eine weitere Mutti neben mir dagegen fragt mich begeistert, wie lange ich mein Kind stillen will. Wir quatschen ein bisschen bis wir aufgerufen werden. Auf dem Weg ins Behandlungszimmer schüttelt meine Mutter immer noch den Kopf. Denn ich wechsle die Räumlichkeit ohne meine Tochter abzulegen. Warum auch? Sie it noch nicht fertig.
Der Kinderarzt ist sehr nett. Und meine Süße ein wahrer Sonnenschein. Schreitreflex funktioniert (das sieht witzig aus, als könnte sie laufen), sie hat genug zugenommen und während des Hüft-Ultraschalls brabbelt meine Kleine feixend vor sich hin. Ich bin mega stolz denn angenehm ist die Untersuchung mit dem kalten Gel sicher nicht. Währenddessen gefriert mir allerdings mein stolzes Lächeln auf den Lippen denn meine Mama hat nichts Besseres zu tun als dem Arzt zu erzählen was für ein schreckliches Kind ich war. Ich hätte bei JEDER Untersuchung gebrüllt und sie bis auf die Knochen blamiert. Zu einem Kinderarzt soll ich sogar gesagt haben dass er mir „zu doof“ sei. Tja. Ich weiß davon nichts. Und überhaupt: Was soll das bitte? Ich finde den Arzt nett und würde ungern wechseln also soll sie bitte mal die Klappe halten. Das kann ich natürlich nicht sagen aber meine Blicke verfluchen sie gerade und das merkt sie. Nach der Untersuchung (ich habe ein kerngesundes Baby) darf ich noch im Untersuchungsraum bleiben und in aller Ruhe mein Baby zu Ende füttern. Meine Mum mosert schon wieder. Wenn ich ihr ein Fläschchen geben würde, wären wir schon längst wieder draußen weil sie dann schneller trinken würde… Ich ignoriere den Kommentar und füttere mein Baby bis es zufrieden ist. Wir verlassen die Praxis schweigend.
Auf dem Heimweg platzt es nach einer viertel Stunde Sendepause aus ihr heraus: „Du hältst mich für eine schlechte Mutter, stimmt’s?“ Ich erkläre ihr ausführlich dass dem nicht so sei und möchte das hiermit noch einmal machen. Liebe Mama. Du bist KEINE schlechte Mutter. Und ich bin es hoffentlich auch nicht. ABER: Ich sehe viele Dinge ANDERS als du damals. Ich will stillen und nicht die Flasche geben. Du musstest nach sechs Wochen wieder arbeiten gehen und niemand hat dir verraten das Stillen toll für dein Baby wäre. Das ist okay. Deine Entscheidung war damals für dich richtig und meine Entscheidung ist heute für mich richtig.
Wir zoffen uns in den drei Tagen noch über alle mögliche Themen. Darf man Kinder anschreien? Darf man ein Baby weinen lassen? Und vieles mehr. Wir haben einfach grundverschiedene Einstellungen. Das ist anstrengend. Und nimmt mich ordentlich mit. Nach den drei Tagen bin ich auch froh dass ich mit meiner eigenen kleinen Familie jetzt wieder nach unserem Credo leben kann ohne dass einer reinlabert. Ist das gemein? Ich finde nicht. Ich hab sie nämlich trotzdem lieb. Meine Mama. Und wenn meine Tochter mal Kinder bekommt, habe ich bestimmt auch ganz tolle Ratschläge für sie parat mit denen sie überhaupt nichts anfangen kann…
Hinterlassen Sie einen Kommentar