Von Burgfräuleins und Ritterinnen

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Meine Mädels sehen nicht nur sehr verschieden aus, sie sind es auch. Haben wir dieses Wochenende erst wieder festgestellt. Denn während das Herz unserer Großen für edles Geschmeide und gepflegtes Amüsement schlägt, möchte unsere aktuell noch Kleine lieber reiten und kämpfen.

Handgeklapper! Johanna klatscht sogar elegant - ihr aktueller Berufswunsch: Prinzessin.

Was höre ich mir Scherze an. Zwei Kinder mit so kleinem Abstand. Und dann auch noch von zwei verschiedenen Männern! Das denken echt so Viele, die uns das erste Mal zusammen sehen und ich kann diesen Gedankengang schon nachvollziehen aber es ist einfach saublöde, automatisch davon auszugehen. Ich hab schon mal überlegt, mir ein T-Shirt drucken zu lassen, auf dem steht: „Ja, sie sind Schwestern. Doch, sie haben den gleichen Vater.“ Aber ist ja am Ende auch Wurscht. Wir machen gerade Witze über Zwerg Narkprasert in meinem Bauch. Das Baby wird vermutlich rothaarig und grünaugig. DAS wäre ziemlich geil. Und nicht unmöglich. Grüne Augen hätte meine Schwiegermutter beizusteuern.

Dass unsere Mädchen so verschieden sind, finde ich aber voll toll. Johanna, die sensible Künstlerin. Sehr liebesbedürftig, liebt alles Schöne, sehr sensibel und zuweilen sehr anstrengend. Und auf der anderen Seite Pauline, die kleine Scherz-Rakete. Frohes Gemüt, technisch interessiert, kann sich stundenlang mit etwas beschäftigen, das sie interessiert. Allein. Das konnte unsere Große erst irgendwann nach dem dritten Geburtstag. Und diesen Sonntag steht schon der Vierte an! Vier super turbulente Jahre. So viel Liebe, Tränen, Wut, Liebe, Schmerzen, Abenteuer, Verzweiflung, Krankheit und noch mehr Liebe. Zum Geburtstags-Chaos gibt’s dann nächste Woche den ausführlichen Bericht.

Jedenfalls war ich am Samstag mit den Girls auf Schloss Nymphenburg. Mein Mann war unterdessen mit einem Freund in irgendeiner Felswand zum Klettern. Bei der Aussicht, ein echtes Schloss zu sehen, bestanden sie darauf, sich entsprechend anzukleiden. Es mussten die Disney-Kostüme sein. Johanna sieht ja schon Bombe aus in ihrem pinken Dornröschen-Traum aber Pauline schießt im Schneewittchen-Dress echt den Vogel ab. Mit Stehkragen und funkelnder Apfelbrosche auf der Brust. Wir wurden sogar gefragt, ob man die Kleider dort irgendwo leihen kann. Leider musste ich die flehend blickende Mutter eines circa 3-jährigen, heulenden Mädchens vertrösten. Heieiei… Die Situation kann ich so gut nachvollziehen. Aber hilft ja nix. Die Mädel finden die Kleider geil und ich find’s geil, wie sehr sie sich freuen.

Sonntag dann endlich mal wieder ein Ausflug mit der Familie. Auf mein geliebtes Kaltenberger Ritterturnier. Es war unser Drittes. Aber das allererste mit Kindern. Und deshalb war es noch besser als die letzten Male. Paulinchen ist auf dem Hinweg eingeschlafen, war aber sofort wach, als der Papa ihr ins Ohr flüsterte, das neben ihr ein Ritter steht. Paulinchen liebt Ritter und Pferde über alles. Keine Ahnung, wo das her kommt. So erklärte sie auch freimütig, dass der Ritter bitte vom Pferd runter kommen soll. Es sei ihres und sie möchte es bitte reiten. SOFORT! Johanna interessiert sich weniger für die Männer in Rüstung, oder starke Amazonen. Nein. All ihr Mitgefühl liegt bei der entführten Prinzessin. Denn mit der kann sie sich identifizieren. Jeder Stand, der auch nur von weitem glitzert, wird von ihr geentert. Feuerspuckende Gaukler? Applaus von Pauline! Gähnen bei Johanna. Gauklerinnen auf Stelzen und mit abgefahrenen Kostümen? Große Augen unserer großen Tochter. Die Kleine hat sie nicht mal gesehen. Liegt aber auch außerhalb ihres Sichtbereiches. Der geht ja nur bis zum Knie. Aber spannend das Ganze! In meinen 20ern bin ich total auf Mittelalter-Feste abgegangen. Ich hatte auch entsprechende Klamotten und alles, was dazu gehört. Irgendwann habe ich die Sachen verkauft. Schade eigentlich. Johanna hätten sie sicher gefallen. Und wenn ich noch ein Kettenhemd drüber geworfen hätte und am besten noch ein Schwert dazu gehabt hätte, würde ich auch Pauline überzeugt haben. Aber das hab ich eh. Denn bei aller Diversität: Sie sind beide totale Mama-Kinder.

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