Fuck You Trotzphase: Bockige Kinder, Teil 2
Da habe ich letzte Woche noch geschrieben, dass ich mit der Autonomiephase der Dreijährigen viiiieeel besser klar komme, als mit der meiner Großen. Das konnte Paulinchen (3) nicht auf sich sitzen lassen. Und gibt es mir jetzt so richtig.
Sabber, Rotze, Brüllen, zitternde Lippe, bebende Schultern und markerschütterndes Schreien. Hören garantiert auch noch die Nachbarn im Umkreis von einem Kilometer. Halleluja! Was ist denn da passiert? Wird da etwa ein Kind misshandelt? Kann man so sagen. Zumindest aus Sicht des Kindes. Denn ich hatte tatsächlich die Frechheit, ihr beim Ausziehen der Schuhe helfen zu wollen. Helfen! Der selbstständigen, großen Pauline! Ja, hab ich denn noch alle? Meine Tochter war mehr als erzürnt, um es mal milde zu formulieren. Geifernd lief sie mir in jeden Raum der Wohnung hinterher um mir brüllend entgegenzuschleudern, was für eine schreckliche Mutter ich sei. Boah, wo kommt das denn jetzt auf einmal her? Ich kenne das von Kindern aus dem Freundeskreis. Dieser völlige Kurzschluss im kleinen Hirn. Und ich sehe, wie gefangen meine Kleine in diesen Momenten ist. Gefangen in einer Gefühlswelt, die sie nicht versteht und aus der sie so schnell nicht alleine raus kommt. Was hat sich die Natur bei der Scheiße denn bitte gedacht?
Reden nutzt nix. Erklären auch nicht. Wie auch? Sie hört mich durch all das Geschrei und Hyperventilieren nicht. In den Arm nehmen geht auch nicht. Da werde ich weg geschlagen. Ignorieren geht gleich drei mal nicht. Denn sie WILL meine Aufmerksamkeit. Mal eben was anderes erledigen und warten, dass der Sturm vorüberzieht, ist nicht. Sie kommt mir eben hinterher. Sucht meine Nähe, ohne körperliche Nähe zulassen zu können. All das SEHE ich. Ich verstehe sie ja auch im Ansatz. Aber Leute, das schlaucht! Pauline explodiert derzeit mehrmals täglich. Wegen allem möglichen. Die Schuhe, die sie nicht allein an oder aus bekommt, waren jetzt mehrmals Eskalationsursache. Was hab ich also gemacht?
Hab mir die Kinder unter den Arm geklemmt und stand heute um Punkt zehn Uhr vorm Schuhladen. Mit Maske versteht sich. Und dabei wollte ich echt nicht mit Mundschutz shoppen gehen. Musste aber sein. Im Laden gab ich ihr die Auswahl aus drei Modellen. Sie sollte ihren Favoriten mehrmals an und ausziehen. Hat gut geklappt. HA, Trotzphase! In your Face! Beflügelt verließ ich das Geschäft. Zeit fürs Mittagessen. Pauline wollte mehr Soße auf den Nudeln. Sie darf selbst schöpfen. Ich mach das nämlich prinzipiell „falsch“. Sie nahm sich also fröhlich reichlich Soße. Ihr Blick fiel auf ihren Teller. Das Lächeln fiel ihr aus dem Gesicht. Die Wandlung, die das kleine, schöne Gesicht dann durchmacht, kenne ich leider schon. Es wird zur wutverzerrten Fratze. Der Teller wird mit großer Geste vom Tisch gewischt, begleitet mit einem ohrenbetäubenden „Das ist zu viel Soooooßßßeeeeeääää!!!“. Mein Tadel geht irgendwo in ihrem Gebrüll unter. Ich beende die Mahlzeit fürs Erste. Später bekommt sie auf Nachfrage einen Apfel. Das hält schon vor bis zur Brotzeit. Denn so geht es nun mal nicht. Ach Scheiße. Und jetzt? Prinzipiell keine Soße mehr zur Spaghetti ist ja auch keine Lösung. Mann, ey. Ich weiß, dass es nur eine Phase ist. Aber warum zum Teufel können denn nicht mal alle drei gleichzeitig glücklich und ausgeglichen sein?
Das Baby nörgelt in letzter Zeit nämlich auch häufiger. Aber das ist eine andere Geschichte. Moren früh steht erst einmal die Impfung für den Kurzen und die U7a für den kleinen Trotzkopf an. Da kann sie zeigen, was sie schon alles kann. Also falls sie Bock hat. Hoffentlich fragt der Arzt nicht, ob sie sich selbst die Schuhe anzieht.
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