Das Auto, das Dorf und die ganz große Freiheit
Seit Anfang Januar sitze ich mit den Kindern fest im 300-Seelen-Dorf meiner Schwiegermutter. Doch jetzt haben wir einen Motor unterm Hinterm. Mein erstes Auto! Mit 37. Jetzt bloß nicht direkt übertreiben.
Heute mal links rum oder rechts rum durchs Dorf? Wald, Lädele oder Spielplatz gegenüber von der Oma. Das waren unsere Optionen der letzten Wochen. Nicht die schlechtesten. Ganz im Gegenteil. Aber irgendwann hinterlässt auch der schönste Hohlweg ein hohles Gefühl im Inneren. Vor allem, wenn man so schlimm verwöhnte Stadtkinder hat wie wir.
Attraktionen im Wald
Jahreskarte für den Zoo, Auswahl zwischen den tollsten Spielplätzen, Shopping in den Riem Arcaden, Indoor-Spielplatz wenn es regnet… Corona hat zwar viele unserer Freizeitaktivitäten eingeschränkt aber vergessen haben das meine Girls nicht. Die fragen nach der zweiten Waldrunde tatsächlich naserümpfend, ob wir dann auch mal was Cooles machen können. Alex nicht. Der ist gerade erst zwei geworden, wurde kurz vorm ersten Lockdown geboren und hat demzufolge eh noch keine Idee von all den Festen, Bädern, Flohmärkten, Freizeitparks und anderen Bespaßungsvarianten dieser Welt. Der freut sich über Stöcke. So sehr sogar, dass er sie ums Verrecken nicht verlieren darf. Er braucht sie nämlich zum Schießen und Kämpfen.
Genetik oder Erziehung?
Eine Freundin meinte neulich zu mir, dass ihre Jungs da keine Ambitionen hätten. Sie habe aber auch keine Spielzeuge daheim, die an Waffen erinnern. Hab ich auch nicht. Hier gibt’s Barbie, Puppen, Einhörner, pupsende Monster und Zauberstäbe. Waffen wie Schwerter, Pistolen oder Bögen haben wir nicht. Nicht, weil ich die ablehne. Ob ich das tue, weiß ich noch nicht genau. Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Wenn Alex nach einer Pistole zum Cowboykostüm fragt, setze ich mich mal mit Simon zusammen aber aktuell gibt’s dafür noch keine Notwendigkeit. Denn Alex möchte ausschließlich Kleider und Röcke tragen. Nicht nur an Fasnet (schwäbischer Fasching). Aktuell ist er am liebsten Anna aus „Die Eiskönigin“. Aber neben seiner Vorliebe für Kleider liebt er Autos sehr. Bagger, Traktoren, Betonmischer lassen sein Herz höherschlagen. Ohne sein Feuerwehrauto in der Hand kann er nicht einschlafen. Und Stöcke, Wrestling und Kabbeln sind ebenfalls erklärte Hobbys vom kleinen „Pöbel-Bären“. So wird er liebevoll von seinen Schwestern genannt. Schon verrückt. Diese Mischung aus DNS und schwesterlichen Vorbildern.
Erstes Auto mit 37
Aber zurück zum Auto. Ich kann jetzt überall hinfahren, wohin ich will. Okay. Und wohin die Kinder eben gebracht werden müssen. Die beiden Kleinen gehen jetzt gemeinsam zum Kinderturnen und finden das super. Für Pauline haben wir zudem sogar noch einen Platz im Kunstkurs bekommen. Den bräuchte ich für Johanna aber noch dringender. Doch für ihre Altersgruppe gibt es aktuell keine freien Plätze. Das ist Mist. Sie wird tierisch eifersüchtig auf die kleine Schwester sein aber andererseits ist die auch einfach mal dran. Pauline ist es gewöhnt auf Johanna zu warten, während die beim Kinderturnen / auf einem Kindergeburtstag / bei einer Freundin ist. Johanna war irgendwie schon immer sozial stark eingebunden. Ich bin gespannt, wie sich das jetzt am neuen Wohnort entwickelt. Zumindest ist der Weg kein Problem mehr. Ich kann sie fahren, wohin sie eben muss und das fühlt sich für mich nach ganz großer Freiheit an.
Nächster Stopp: Bad Saulgau City. Mal gucken, ob da fasnettechnisch was geht.
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