Von unverträglichem Zahn-Zement und dem Ende meines Leidens
Die Ärzte vermuteten eine Allergie auf eine der Materialien, die bei meiner Zahnsanierung verwendet wurden. Anders konnten sie sich mein Gejammer nicht erklären. 120 Schmerztabletten und eine weitere OP später, sind wir uns ziemlich sicher, dass ich in der Tat keinen Zahnzement vertrage. Ist aber ganz, ganz selten. Ja herzlichen Dank auch.
Gestern bin ich (endlich) wieder zur nächsten Zahn-OP aufgebrochen. Das Gestell für die Keramik sollte eingepasst werden. Dazu musste das Provisorium runter und bei der Gelegenheit konnte man auch endlich mal gucken, was da los ist. Ich renne jetzt nämlich seit fünf Wochen mit Schmerzen des Todes rum. Spätestens alle sechs Stunden muss ich eine Ibuprofen hinterher werfen. Sonst drehe ich durch. Mein Zahnfleisch ist dick geschwollen, doch diese großflächige Entzündung war gar nicht mein Hauptproblem. Viel mehr hat mir der unerträgliche Schmerz im Kiefer und an den Zähnen zu schaffen gemacht. Besagter Schmerz pulsiert unerträglich durch Zähne, Schläfen, Ohren. So sehr, dass ich jede Nacht aufstehen musste und dann im Dunkeln darauf gewartet habe, dass das Schlimmste so weit abklingt, dass ich zumindest die Chance habe, wieder einzuschlafen.
Letzte Woche war ich sogar bei einem Kieferspazialisten, der mir einen Allergietest empfahl. Allerdings seien die Wartezeiten da so lang, dass ich bis dahin eh den finalen Zahnersatz drin hätte. Also blieb mir nichts anderes übrig, als bis zum regulären Termin abzuwarten. Der wäre übrigens schon am 2. August gewesen. Doch das Dentallabor hatte einen so hohen Krankenstand, dass das nötige Gestell nicht rechtzeitig fertig geworden ist. Also verschob sich das Ganze nochmal um zwei Wochen- Zwei Wochen = 60 Ibuprofen. Doof gelaufen für mich.
Gestern jedenfalls, kurz nachdem ich aus der Vollnarkose erwachte, erklärte mir meine Zahnärztin, dass sie tatsächlich Zementreste unter dem Provisorium entdeckt und entfernt hätte. In einem früheren Gespräch hielt sie das für sehr unwahrscheinlich. Überhaupt kam ich mir extrem unverstanden vor. Mein Körper schrie laut um Hilfe. Doch nur ich habe ihn gehört und obwohl ich tatsächlich ganz typische Symptome der Unverträglichkeit hatte, gab es für mich keine andere Lösung als auf Besserung zu hoffen und bis dahin Schmerzmittel einzuwerfen. Von denen habe ich mittlerweile Magenschmerzen. Die Letzte habe ich in der Nacht von Sonntag auf Montag genommen. Gestern hat mir der Anästhesist nach der OP noch „etwas Gutes getan“. Mit dem Hinweis bitte nicht vor dem Abend zu stillen. Hab ich so einfach mal mitgenommen. Und seit einem Monat habe ich die allererste Nacht OHNE IBU hinter mir. Es tut immer noch weh. Es pulsiert. Der Mund fühlt sich wund und die „Zähne“ lose an. Aber es ist eine Verbesserung. Jetzt hoffe ich sehr, dass mein unglaublich starker Buddy (mein Body ist mein Buddy, weil er mir so unfassbar viel verziehen hat), seine Selbstheilungskräfte so schnell anwirft, dass es mir bald wieder richtig gut geht. Aber ich glaube an ihn. Ich habe wieder Hoffnung.
Die konnte ich zwischenzeitlich nur noch schwer aufrecht halten. Die Ärzte haben mir nämlich schon signalisiert, dass sie angesichts meiner starken körperlichen Reaktion nicht wissen, ob ich die finalen Zähne dann überhaupt tragen kann. Wir müssen heute dringend mal telefonieren. Denn mit den Zahnstümpfen allein kann ich nicht rumlaufen. Überhaupt musste ich echt schlucken als ich diese Antwort bekam: „Was, wenn ich die Keramik oder irgendwelche Materialien nicht vertrage?“ Sie wisse es nicht, sagte meine Zahnärztin. Und während noch ein Tränchen über meine Wange rollte, verabschiedete mich der Narkosearzt in die dankbare Dunkelheit.
Aber jetzt schauen wir erstmal weiter. Am 26.ten kommt die Keramik. Die trage ich probeweise für einen Monat bevor sie fest verklebt wird. So lange dieser schreckliche Abdruckzement nicht dafür verwendet wird, habe ich weiterhin die Hoffnung auf eine gesunde Zukunft. Ohne Kopf-, Rücken-, Kiefer- und Fuß-Schmerzen. Was mich nur wirklich fertig macht, ist dieses „nicht ernstgenommen werden“. Das hatte ich schon mal mit meinem eingeklemmten Nerv im Lendenwirbel. Alle Ärzte, die ich irgendwann um Hilfe angefleht habe!!) so: „Naja. Sie haben gerade ein Baby bekommen. Das kann schon mal weh tun.“ Ja, ach nee?! Ist mein zweites Baby gewesen und DIESER Schmerz hatte absolut NICHTS mit Geburt oder Rückbildung zu tun. Am Ende sagte mir der operierende Neurochirurg, dass ich ganz knapp dem Rollstuhl entkommen bin, weil der Nerv eingeklemmt war. Und zwar schon so lange, dass er sich voraussichtlich NICHT mehr erholen wird. Hat er nach über einem Jahr dann aber doch geschafft. Was mir bleibt, ist eine Fußheberschwäche. Aber damit kann ich leben.
Und bei den Zähnen war es genauso. Schmerz, Schmerz, Schmerz. Entzündetes Zahnfleisch, Fieber, Magenbeschwerden. Und ich WUSSTE einfach, dass etwas unter dem Provisorium steckt, dass mich fertig macht. Es hat trotzdem Wochen gedauert, bis mir geglaubt wurde.
Wochen, in denen ich eine Abschlussprüfung geschrieben habe und im Vorfeld ordentlich büffeln musste, zwei Geburtstage organisiert habe, einen Kurs mit Kleinkindern leitete und das normale Leben mit Haushalt und Haussuche auch weitergehen musste. Was bin ich froh, wenn das endlich überstanden ist! Drückt mir die Daumen.
Hinterlassen Sie einen Kommentar